Was ist los in Lamaland?

  • Neben den Aufmerksamkeit heischenden Auseinandersetzungen in der Ukraine sind die Konflikte in Venezuela eine Zeitlang verblasst. Das war einer der Gründe, warum ich diesen Thread eröffnet hatte: Aufmerksamkeit zeigen für ein Land im Umbruch und et Lama, als Wahlvenezolaner, um seine Eindrücke bitten..
    Inzwischen merken bekanntlich die Medien auf und wir erhalten mehr und mehr Informationen.
    In der 'Süddeutschen' hat
    Johannes Kuhn kürzlich einen unaufgeregten Überblick der venezolanischen Problempunkte gegeben:



    Ein Vergleich mit der Situation vor ca. einem Jahr lohnt. Daher zum Nachlesen empfohlen:


  • Also am Rande eines Buergerkrieges stehen wir noch lange nicht, denn dazu braeuchte die Opposition ausreichend Waffen. Wenn man die protestierenden Oppositionellen und Studenten mal sachlich beobachtet, dann sieht das eher nach Demonstrationsparty aus. Gewalttaetig wird es nur, wenn sich Malandros einschleusen und anfangen, Steine zu werfen und Reifen zu verbrennen. Ich war bei einigen "Manifestacionen" dabei. Da stehen Autos, die ihre Heckklappe aufhaben und laut Musik verbreiten, dazu trinken die Leute ihr Bierchen und lachen sich einen.

    Auch gestern ging die Protestaktion sehr gewaltfrei vorueber. Capriles ist einer von jenen, die auf Deeskalation setzen. Das finde ich sehr umsichtig.
    Lopez dagegen ist etwas radikaler. Aber auch er sprach sich gegen Gewalt aus, bevor er auf Staatkosten sein Zimmerchen im Knast bezog.


    Friedliche Demos machen nix her. Da werden schon mal Bilder aus "alten" Zeiten hervor gekramt, um der Welt zu zeigen, welch ein Drama sich bei uns abspielt. Venezolaner gehoeren zu den am schlechtesten bezahlten Schauspielern :P

  • Weil keiner fuer einen Mindestlohn schwer arbeiten will.

    Asiaten schon.


    Aber ich denke sonnenverwöhnte Latinos haben das nunmal nicht nötig :)


    Das sind doch mal gute Nachrichten aus der Ukraine. Sollte es wirklich so kommen, wie wir aus den Medien erfahren, hat sich die Wochen lange Demonstration trotz vieler Toten "gelohnt". Ohne die Radikalinskis waere es nicht zu dem Sinneswandel in der Regierung gekommen. Mit Verhandlungen allein erreicht man bei Desposten wenig. Die Macht des Volkes auf der Strasse ist es, was eventuell wirkt. Und die EU hat diesmal wirklich schnell gehandelt und Zeichen gesetzt.

    Ich würde das jetzt nicht so euphorisch bewerten. Die EU hatte mit den Verhandlungen nur indirekt zu tuen. Am Verhandlungstisch saßen Deutschland, Polen und Russland. Die Gewalt konnte zwar abgewendet werden, aber wirklich glücklich ist die Opposition mit dem Ergebnis nicht gewesen. Deswegen wurde auch weiter demonstriert und neue Gewalt angedroht. Janukowitsch befindet sich wohl derzeit auf der Flucht in der Ostukraine.


    Für mich sieht es momentan genauso aus, wie nach der orangenen Revolution von vor ein paar Jahren, die doch erst zu dem heutigen Dilemma geführt hat. Sind auch fast dieselben Köpfe dabei: Klitschko und Timoschenko. Letztere will nun mal wieder Präsidentin werden. Die Unterstützung des Westens hat sie. Für unsere Politik ist sie genauso eine Freiheitsikone wie gewisse Oligarchen. Offenbar kann man mit ihr tatsächlich gute Hintergrundgeschäfte machen...
    In der Opposition ist sie allerdings umstritten. Sie steht ebenfalls für die korrupte Wirtschaft ihres Landes. Als sie an der Macht war (mit Juschenko oder der hiess) hat sich auch nichts zum Besseren geändert. Deswegen war es für die Mehrheit der Ukrainer auch kein Problem die prowestliche Regierung wieder abzuwählen.


    Momentan droht aus meiner Sicht die Ukraine wieder zu diesen selben Kreislauf zurückzukehren, so daß wir uns in zwei Legislaturperioden auf die nächste Revolte freuen dürfen. Da das aber auch viele in der Ukraine so sehen und die das natürlich verhindern wollen, ist das letzte Wort sowieso noch lange nicht gesprochen.




    Ich halte es aber jetzt auch nicht für sinnvoll die ukrainische und venezolanische Revolution miteinander zu vergleichen. Du redest ja selber oft von einer entscheidenden Rolle des Militärs. Das war in der Ukraine aber nicht der Fall. Vielleicht solltest du lieber an Ägypten orientieren?


    Schade, dass wir in Venezuela nicht diese Unterstuetzung haben. Wahrscheinlich brauchen wir auch ne Menge Tote, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen ??

    Och um die Aufmerksamkeit des Westens zu bekommen muss Maduro nur ein paar Handelsverträge mit Putin abschliessen. Glaub mir, dann fängt morgen in unseren Medien das Säbelrasseln an :thumbsup:

  • @ heinzi:

    Das braucht Maduro nicht mehr zu machen, hat alles sein Ziehvater Chavez vor langer Zeit eingefaedelt. Naemlich nach dem Putschversuch 2002. Seitdem wurden die Vertraege mit den USA gekuendigt und Handelsbeziehungen mit Russland, China und Iran aufgenommen. Russland liefert mehr Waffen, als fuer die Verteidigung notwendig sind. Dazu unglaublich viele Handfeuerwaffen. Mit denen seit 2002 die paramilitaerischen Malandros ausgestattet wurden. Menschenleben haben bei uns kaum noch einen Wert. Es wird umgelegt, was umgelegt werden "muss".


    Venezuela spielt den grosszuegigen Onkel in Mittel- und Suedamerika. Liefert verbilligtes Oel, das aber erst in 20 oder 30 Jahren bezahlt werden muss. Wer hat sich so einen Schwachsinn einfallen lassen? Genau. Es war el comandante Hugo Chavez. Damit will er die anderen Staat fuer seinen unrealistischen Sozialismus des 21. Jh. begeistern. Wir, die denkende und kritische Bevoelkerung in Vene, sind jedenfalls nicht begeistert. Weil es ein wirklich dummer Sozialismus ist. Bevorteilt werden die eh schon Wohlhabenden, nicht in erster Linie die Armen. Das ist nur noch irre.

    Ihr muesst euch vorstellen, 600 000 Barrel taeglich !! gehen allein fuer die Eigenversorgung drauf. Und die bekommen wir auch noch geschenkt. Zahlen einen symbolischen Preis von einem halben cent pro Liter Benzin. Die Herstellungskosten sind 100 mal hoeher. Venezuela verkauft ca 1,2 mio barrel taeglich auf dem Weltmarkt. 2002 wurden 3 mio barrel taeglich produziert. Durch die private PDVSA. Mit 36.000 Mitarbeitern. Heute haben wir eine verstaatlichte PDVSA mit 80.000 Angestellten, die nur noch 2,3 mio barrel verarbeitet. Wartungsarbeiten werden so gut wie nicht durchgefuehrt, so dass die Anlagen verrotten. Und so ist es ueberall dort, wo der Staat die Finger im Spiel hat.

  • Zur Info:


    Capriles zeigt Staerke und Rueckgrat.


    Oppostionsführer Henrique Capriles Radonski hat sich geweigert, an einem von Präsident Maduro einberufenen Treffen mit den Gouverneuren des südamerikanischen Landes teilzunehmen.”Angesichts der gravierenden Verletzungen von Menschenrechten und der brutalen Unterdrückung der Proteste gegen die Regierung können wir nicht an einem Treffen im Miraflores teilnehmen. Ich werde Ihr Gesicht nicht rein waschen, Herr Maduro “, gab der Gouverneur des Bundesstaates Miranda während einer Pressekonferenz bekannt.


    Maduro hatte alle Bürgermeister und Gouverneure zu einem Treffen am Montag aufgerufen, um die aktuelle Staatspolitik zu diskutieren. Bei den Protesten gegen die Regierung sind in den vergangenen knapp drei Wochen 14 Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt worden.


    “Nach den Informationen, die wir haben, wurden landesweit 649 Menschen festgenommen. Es gibt 219 Personen, die inhaftiert und gegen die keine Anklage erhoben wurde. Alleine am Montagmorgen wurden 34 Leute festgenommen, weil sie gegen König Momo demonstrieren. Wie können wir da in den Miraflores gehen.


    Dieses Regime unterdrückt und verletzt ohne Unterlass die Menschenrechte, zwei Menschen haben heute ihr Leben verloren. Ich habe Drohungen erhalten, dass die bereits zugesagten Finanzmittel für den Bundesstaat Miranda nicht freigegeben werden – sollte ich nicht an dem Treffen teilnehmen.


    Du setzt mir nicht die Pistole an den Kopf, auf Grundlage von Erpressung diskutiere ich nicht mit Dir. Du bist nicht mehr in der Lage, Bedingungen zu diktieren/stellen. Du bist ein Fehler in der Geschichte des Landes und blickst auf Deine bereits sterbende Regierung”, so die deutlichen Worte von Capriles.



    Klasse. so stelle ich mir den kommenden Praesidenten vor :thumbsup: :thumbsup:

  • Liebe User,


    hier geht die Post ab. IN Merida ist geradezu Friedhofsruhe, wenn man die anderen grossen Staedte des Landes betrachtet. Ich habe Infos von Menschen, die wirklich dabei sind und auch waren . Das koennt ihr euch nicht vorstellen. Aus Valencia wird berichtet, dass es dort in der Gegend, in der ich einst gewohnt habe, ein "vornehmes" und ruhiges Viertel, mittlerweile aussieht wie in Bagdad nach der Invasion der Amis.

    Und Horden von bewaffneten Malandros und Polizei schiessen wahllos in die Menge. Dafuer werden sie eines Tags "bezahlen" muessen. Das Chaos nimmt seinen Lauf. Wenn erst einmal die Geschaefte leer sind, geht es erst richtig los.

    adios

  • Gut zu wissen, dass du in deiner jetzigen Wohngegend von den Auseinandersetzungen nicht unmittelbar betroffen bist.
    Spitz de Puschelohren und halt uns auf dem Laufenden! Und pass bloß auf, dass dir nicht das Fell brennt!
    Besser, du schwingst deine Hufe und klapperst -falls nötig- woanders hin ...
    :thumbup:

  • Demokratisch sind nur die Demonstrationen im Augenblick. Die Befehle von einem voellig ueberforderten Maduro kommen einem Diktator gleich.
    Ich habe nix gegen eine Diktatur, wenn man in der ruhig arbeiten und alles kaufen kann :thumbup:

    Wie ihr wisst, war Pinochet in Chile ein ruecksichtsloser Verbrecher, was die Bekaempfung der Opposition anging. Aber durch ihn bekam Chile den Wohlstand zurueck. Spaeter, als er aus dem Amt befoerdert wurde, baute man seine eingeleiteten Massnahmen weiter aus. ok. dat is ein anderes Thema.

    Wir freuen uns mittlerweile schon, wenn es nach drei Monaten wieder Zucker gibt. Aber wie ich die Lage so sehe, bekommen wir eins stattdessen auf die Fresse ! ? :thumbdown:

    Flucht kommt fuer mich im Augenblick nicht in Frage. Vor den Demonstranten muss ich keine Angst haben. Die bewaffneten Malandros abends und nachts sind viel gefaehrlicher. Hier sind sie GsD noch nicht aufgetaucht. Ich sag euch bescheid, wenn ich tot bin. :)

  • Blicken wir zur Abwechslung auf etwas Schönes in Venezuela!


    Wirklich beeindruckend ist ein Jugend-Musikprojekt - das von José Antonio Abreu gegründete Sistema de Orquestas Juveniles de Venezuela.
    Vor allem Kinder und Jugendliche der ärmeren Schichten werden durch Bereitstellung von Instrumenten und kostenlosem Unterricht an überwiegend klassische Musik herangeführt und darin ausgebildet.
    Das Orchester ist mittlerweile weit über die Grenzen Venezuelas und Südamerikas bekannt und oft zu Gastspielen ins Ausland eingeladen.
    Der als 'jüngster Stardirigent' gehandelte Gustavo Dudamel ist wohl der berühmteste Ex-Schüler des 'Sistema'. Seine Dankbarkeit für den Förderer und Maestro Abreu, den er 'Engel' nennt, wie auch seine
    Bindung ans Orchester sind anrührend. Mittlerweile gehört Dudamel selbst zu den Förderern, nicht nur in seiner Rolle als Chefdirigent, sondern auch, weil er große Kollegen wie Sir Simon Rattle, Claudio Abbado oder Daniel Barenboim motivierte nach Venezuela zu kommen, um dort mit den Kindern und Jugendlichen des 'Sistema' zu arbeiten.
    Für die ist es eine großartige Hilfe und ein konkreter Weg, aus der Armut rauszukommen und den Traum von einem Leben als Musiker wahr werden zu lassen. :thumbup:


    Hören, Schauen und Genießen:
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