Köln - du ming Stadt ...

  • Warum ich die beiden Kaiserinnen ausgerechnet hier im Köln-Thread erwähne, obgleich doch keine von ihnen Kölnerin, oder auch nur Rheinländerin war?

    Beide haben auch hier prägenden Einfluss ausgeübt.


    Die in Weimar geborene Kaiserin Augusta hat das Rheinland sogar geliebt, hat ihren Sohn -den 99Tage Kaiser Friedrich III- in Bonn studieren lassen. In Adelskreisen zur damaligen Zeit eine sensationell ungehörige, fast revolutionäre Entscheidung .


    Die Kölner wissen solche Unbotmäßigkeit zu schätzen. Sie haben der Sympatisantin des (rheinisch-)liberalen Lebensstils nicht nur eine Schule gewidmet. Auch das prächtige Café in der städtischen Flora trägt ihren Namen.


    Dank-Augusta-in-der-Flora-im-Sommer.png

    »DANK AUGUSTA«

    Augusta, Gemahlin des preußischen Kaisers Wilhelm I., übernahm 1863 die Schirmherrschaft über Bau und Erhalt des Botanischen Gartens. Dabei lag der selbstbewussten, liberal gesinnten Kaiserin und Königin damals eines ganz besonders am Herzen: Die Flora sollte für alle Bürger, egal welcher Herkunft offen sein.

    Was heute so selbstverständlich klingt, war für die damalige Zeit ein mutiger, entschlossener Ausdruck von Freiheit und Demokratie. Das mögen wir und hat uns zum Namen unseres Gartenlokals inspiriert: Dank Augusta. Denn: Dank Augusta sind wir hier. Nicht weit entfernt in der Flora befindet sich eine Büste von ihr. Manche sagen, ein kleines Lächeln umspiele ihren Mund. Wir glauben, Augusta würde es hier gefallen…


    https://www.dankaugusta.de/de/ueber-uns/

  • Das bedeutet also "Dank Augusta". Ich dachte schon das sei ein Meme. Gab ein böses Missverständnis als ich mir auf der Terasse der Flora eine Tüte angesteckt hab ^^



    An Augusta schätzt Wilhelm nur deren "deliziösen Humor", sonst "lässt sie mich kalt". Seine Liebe gehört der schönen polnischen Prinzessin Elisa Radziwill. Weil ihm als möglichem Thronfolger eine Hochzeit mit der nicht standesgemäßen Elisa verboten wird, nimmt er frustriert 1829 Augusta zur Frau. Schon bald muss das Mädchen erkennen, dass sie ihrem Mann die "engelsgleiche" Elisa nicht ersetzen kann. Zudem gerät die geistreiche, liberale Augusta mit ihren pazifistischen Ansichten am königlichen Hof ins Abseits.


    Wilhelm sind politische Diskussionen mit der ihm geistig überlegenen Gattin zuwider. Ihr scharfer Verstand, beschwert er sich, gäben ihr "einen Anstrich von femme d'esprit, der nicht erwünscht für sie ist."

    Verstehe jemand diesen Adel. Warum hat der Tünnes denn nicht einfach die heiße Polin geheiratet und dafür auf den Kaiserstuhl verzichtet, wenn er dafür sowieso zu blöd ist? Hätte er doch Augusta den Job lieber machen lassen.

  • Ooch, Heinz, es ist doch nicht nur 'bei Adels' so, dass Blödmänner sich für Schlauköpfe halten und aggressiv werden, wenn sie sich neben einer "femme d'esprit" behaupten sollen.:rolleyes::fp


    Bleiben wir mal für einen Augenblick bei den Gekrönten.

    Ihr werdet's mitbekommen haben: Napoleon Bonapartes Todestag jährt sich zum 200sten Mal.

    Auch für Kölner hat der Mann einige Bedeutung, die "Franzosenzeit" hat in Köln deutliche Spuren hinterlassen. Man denke nur an die strategisch bedeutende(?) Nummerierung der Häuser; die Stadt bekam eine Art Kanalisation und wurde sauberer, manches wurde saniert - auch politisch.

    Leider haben napoleonische Truppen auch vieles zerstört, was ihnen zu klerikal erschien.

    Obendrein wurde rabiat geklaut, was von den Kölnern nicht schon blitzschnell versteckt und in Sicherheit gebracht worden war. Vorzugsweise Handelsware -denkt an das Kölner Stapelrecht- und Vorräte für den persönlichen Bedarf. Und natürlich Kunstschätze.

    Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zählten nämlich wenig, wenn etwas so Wertvolles wie der Kölner Kirchen- und Domschatz als Beutekunst lockte - allem voran natürlich der mit Edelsteinen kostbar verzierte Goldschrein der Heiligen Drei Könige ...


    Zum vergnüglichen Forschen und Schmökern empfehle ich Tilman Röhrigs historischen Roman:

    Die Könige von Köln


    https://www.histo-couch.de/titel/4726-die-koenige-von-koeln/

  • Ob diese Geschichte wahr oder nur ein weiterer guter Werbegag der Firma Muelhens gegen den (älteren) Konkurrenten Johann Maria Farina* ist, der - lange bevor Muelhens auf eine ähnliche Idee kam - sein duftendes Produkt "Aqua Mirabilis - Eau de Cologne" benannt hatte? Ich weiß es nicht. Immerhin ist sie zum Schmunzeln geeignet:


    "KÖLNISCH WASSER: "4711" gehört zu den bekanntesten Düften Deutschlands. Was nur wenige wissen: Erst unter Napoleon wurde die klare Flüssigkeit zum Parfüm. Wie das Unternehmen heute selbst auf seiner Internetseite schreibt, vertrieb der Kaufmann Wilhelm Muelhens es zunächst als Wunderwasser, das unverdünnt oder mit Wein vermischt getrunken werden sollte. 1810 verfügte Napoleon jedoch, dass die Rezepturen aller innerlich anzuwendenden Pharmazeutika veröffentlicht werden müssten. Muelhens wollte seine Rezeptur schützen - und erklärte "4711" kurzerhand zum Duftwasser." (ntv)

    4711.jpg


    * https://farina1709.com/de/12-farina-1709-eau-de-cologne

  • 'Extrawoosch' in und für Kölle? Eja.:)
    Das bringt einen FAZ-Journalisten ans Staunen und könnte zum Vorbild für andere Hochinzidenzbezirke werden.

    "Wenn der Impfbus kommt

    Von Franz Nestler, Köln-Chorweiler

    Am Kölner Liverpool Platz stellen sich die Menschen für den Impfbus an.

    Am Kölner Liverpool Platz stellen sich die Menschen für den Impfbus an. Bild: Marcus Simaitis

    Metin Yilmaz und seine Nachbarn im Hochhausviertel Chorweiler sind stärker gefährdet, sich mit Corona anzustecken. Die Stadt Köln hat deshalb die Impfreihenfolge aufgehoben. Ein Besuch bei der einmaligen Impfaktion.


    Grundsätzlich gilt: Es wird nach Prioritätengruppen geimpft. Köln geht in der Pandemiebekämpfung seit Beginn der Corona-Krise eigene Wege. Hier werden von den Gesundheitsämtern deutlich mehr Kontakte nachverfolgt, hier werden alle positiven PCR-Tests nach Mutationen durchsucht. Und jetzt: Die Impfreihenfolge wird in einzelnen Bezirken mit hoher Inzidenz aufgehoben.


    Dazu gehört Chorweiler. Die 7-Tage-Inzidenz lag hier Ende April laut der Stadt bei 520, mehr als doppelt so hoch wie im restlichen Köln. Dort erkrankten also an einem Tag 67 Menschen der 83.000 Einwohner. Seit Pandemiebeginn haben 7,5 Prozent der Bewohner eine mittels PCR-Test nachgewiesene Corona-Erkrankung durchlebt, das sind rund 6200 Menschen.

    Zahlen zum Infektionsgeschehen sorgen für Aufsehen

    Dass reagiert werden muss, war der Stadt klar. Wie schnell es dann doch ging, hat alle Beteiligten überrascht. Die Zahlen zu den Infektionen erschienen am 22. April und sorgten für viel Aufregung in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus. Am Freitag, dem 30. April, beschloss der Krisenstab, dass man Impfbusse in die besonders hart betroffenen Viertel senden werde. „Es handelt sich um eine Maßnahme der Gefahrenabwehr für uns alle“, sagte die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die mit einem Bündnis aus CDU, Grünen und Volt die Stadt regiert. Aber der nötige Impfstoff stand noch nicht zur Verfügung. Erst am Samstag hat das Land grünes Licht für ein Sonderkontingent an Impfstoff gegeben. Unklar war allerdings bis zuletzt, in welchem Stadtteil angefangen wird – die Wahl fiel schließlich auf Chorweiler


    Chorweiler, das ist gemeinhin das, was man als Problembezirk beschreibt. Er wurde in den Sechzigerjahren auf dem Reißbrett entworfen, wie damals Städte geplant wurden: Plattenbau, bis zu 24 Geschosse hoch – hier entstand die größte Plattenbausiedlung in Nordrhein-Westfalen. Etwa 80 Prozent aller ursprünglich 6000 Wohnungen entfielen auf sozialen Wohnungsbau. Eine Sozialraumanalyse aus dem Jahr 2011 kam zu erschütternden Ergebnissen. Fast 42 Prozent erhalten Maßnahmen nach dem Sozialgesetzbuch II, also etwa Hartz IV. Die Arbeitslosigkeit beträgt 21 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit fast 14 Prozent. Drei Viertel der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Diese Viertel gibt es in Deutschland überall, egal sie Marzahn, Steilshoop, Hasenbergl oder Frankfurter Berg heißen. Doch Zahlen sind immer ein Teil der Wahrheit, aber nie die Wahrheit selbst.


    Die Menschen in der Schlange, die minütlich wächst und irgendwann um den ganzen Platz herum geht, der immerhin die Größe eines Fußballfeldes hat, geben einen Eindruck davon. Die Menschen in der Reihe sind so bunt, wie es der Stadtteil ist. Hier herrscht ein Gewimmel aus allen möglichen Sprachen: Russisch, Deutsch, Türkisch, Arabisch und viele mehr. Die Kinder von türkischen Gastarbeitern, Russlanddeutsche, junge Mütter mit ihren Kindern, Schülerinnen, Friseure, Putzkräfte und Müllwerker, Kassierer. Menschen, die nicht genug Geld haben, um sich eine großzügigere Wohnung in besseren Vierteln zu leisten. Die ihren Beruf nicht einfach ins Homeoffice verlegen können und zwangsweise mit vielen Menschen Kontakt haben. Stadtraumkoordinator Stieb freut sich über den Andrang, als er sich die Schlange anschaut.

    [.....]

    Doch bis es so weit ist und die dritte Welle gebrochen ist, wird auch in Köln noch einige Zeit vergehen. Als die Impfaktion Anfang der Woche startet, wirkt alles etwas provisorisch.

    Doch es zeigt auch das, was diese Stadt ausmacht. Der Wille zur Improvisation, die gute Laune, das Zusammenhalten, egal, wie widrig die Umstände sein mögen. Einverständniserklärungen sind noch nicht da und werden schnell nebenan kopiert. Als es anfangs an Stiften mangelt, tauschen die Menschen in der Schlange einfach ihre Kulis aus, selbst Journalisten helfen aus. Stehtische werden von Sicherheitskräften herangeschafft, damit man die mehrseitigen Dokumente nicht auf dem Rücken anderer Impfbereiter ausfüllen muss.


    Bis 22 Uhr werden am Liverpooler Platz 583 Personen geimpft. Eigentlich sollte um 18 Uhr Schluss sein, anfangs hatten 300 Impfdosen zur Verfügung gestanden. Am Dienstag wurden 800 weitere Impfdosen verimpft, bis Mittwoch Nachmittag nochmals rund 400. Martin Stürmer freut sich noch immer über die Bilder der Schlangen um den Liverpooler Platz: „Ich fand das sehr beeindruckend, und man hat gesehen, dass das durchaus einen Sinn hat“, sagt der Virologe.


    Doch dieser Erfolg wird zum Problem. „Um die Aktion fortsetzen und auf andere vulnerable Sozialräume ausdehnen zu können, muss nun dringend eine weitere Impfstofflieferung des Landes folgen“, sagte Oberbürgermeisterin Reker. Ansonsten müsse man das erfolgreiche Angebot einstellen. Bislang habe man es nur mit Restimpfdosen aus den Impfzentren und den wenigen eigenen Lieferungen geschafft, das Angebot aufrechtzuerhalten."



    Übrigens:

    'Extrawoosch' für "vulnerable Sozialräume" gibt es heute und morgen auch am Kölnberg.

    Samstag und Sonntag in der Moschee in Ehrenfeld - für ALLE Veedelsbewohner, nicht nur für Muslime. Und in Kürze soll es sie auch op d'r Schäl Sick in Kalk und in Mülheim geben.:thumbup:

    Vollständiger FAZ-Artikel: hier

  • Nachtrag:


    13.30 Uhr: Die Impfungen in sozialen Brennpunkten sind zunächst ausgesetzt.
    Die Stadt wartet auf die Zusage vom Land für weitere zusätzliche Impfdosen. Das teilte der Kölner Krisenstab nach seiner Sitzung am Freitag mit. Bis Donnerstag wurden in Chorweiler 2666 Menschen geimpft, am Freitag und Samstag findet eine Impfaktion am Kölnberg in Meschenich statt.

    Weitere sozial schwache Stadtteile mit einer hohen Inzidenz müssen sich noch gedulden bis auch dort Impfaktionen stattfinden. (hes)


    (Kölnische Rundschau)

  • Corona-Impfaktion, heute in der Ehrenfelder Moschee

    Der Hausherr der Ditib-Moschee betont, auch im derzeitigen Ramadan sei tagsüber das Impfen erlaubt und er sei dankbar für die Aktion der Kassenärztlichen Vereinigung. Es gelte "Verantwortung füreinander und miteinander" zu übernehmen.


    "Vor der Moschee hatten sich schon um 10 Uhr über 800 Menschen eingereiht. Die Schlange reiht sich über viele 100 Meter die Innere Kanalstraße entlang und in die Subbelrather Straße hinein. Teilweise hatten sich die Menschen schon mehrere Stunden vor Beginn in den frühen Morgenstunden angestellt. Viele haben sich mit Campingstühlen und Decken auf lange Wartezeiten eingerichtet. Der überwiegende Teil sind junge Leute unter 30. 741632319938fbc9a271155bf23a808104a1f6ec753334586c0c4c284802786f.jpgDie Schlange zur Impfaktion zieht sich weit durch Ehrenfeld, bis auf die Subbelrather Straße. Bild: Martina Goyert


    Die Stimmung ist gelöst und entspannt. Die Menschen warten geduldig. In der Moschee arbeiten derzeit 6 Impfteams. Laut der leitenden Impfärztin hat das Impfteam neben den 1000 für heute vorgesehenen Dosen noch die für morgen vorgesehenen 1000 Dosen in der Hinterhand. Derzeit verhandele man mit der Stadt über weitere Astrazeneca-Dosen für die Aktion. Um 12 Uhr gibt es eine Pressekonferenz. (ari)"

    (KStA)

  • Nachtrag

    Zitat

    Kommentar zu Kölns Brennpunkt-Impfungen
    Das Land handelt widersinnig und blamabel

    • 10.05.21, 17:40 Uhr

    Köln -

    Bis in die überregionalen Nachrichten hat es die Kölner Impfaktion in den sozialen Brennpunkten geschafft – mit Recht. Es ist der richtige Weg, dorthin zu gehen, wo die Menschen aus sprachlichen oder anderen Gründen nicht genügend Informationen haben und wo nicht zuletzt die Inzidenzzahlen hoch sind. Kein Wunder, dass sich auch Ministerpräsident Laschet schnell mit der Impfaktion brüstete.

    Nun allerdings lässt das Land die Stadt seit Tagen auf dem Trockenen sitzen. Der Nachschub mit Vakzinen bleibt aus, obwohl der Impfansturm in der Moschee erneut gezeigt hat, wie sehr solche Aktionen angenommen werden. Das ist nicht nur blamabel, sondern auch widersinnig.
    Mit viel Mühe werden Menschen dazu gebracht, sich impfen zu lassen – und dann ist kein Impfstoff da. Ein unhaltbarer Zustand, eine der vielen Pannen in der Pandemiebekämpfung.
    Das Land sollte schleunigst Abhilfe schaffen. Dann kann Armin Laschet das Kölner Projekt auch weiter loben.


    (Kölnische Rundschau)

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