Putin 'almighty'

  • Gérard Depardieu kann seit einiger Zeit in Russland bechern und seine Notdurft auf dortige Flugzeugböden entsorgen.
    Pussy Riot dürfen trotz ihrer 'ungebührlichen, sittenwidrigen und schamlosen' -was noch?- Performance nach 2 Jahren Arbeitslager dieses Jahr
    Weihnachten zu Hause feiern.
    Und nach 10 Jahren Straflager ist Chodorkowski auf dem Weg nach Deutschland.


    Wer aber hat all dies Wunderwerk vollbracht???
    Jaaa! Putin, der große Wohltäter, der Gnaden- ...öhm... Zar. Oh Brüderchen, du lupenreiner Demokrat, wir danken dirDIR!


    Nicht, dass wir je daran dächten, all deine Großmut könnte etwa mit gewissen rüpeligen Absagen zu deinem Sportfest in Sotschi zu tun haben, niemalsnich! ^^
    Komm, überwind nun auch noch deine Abscheu gegen Schwule, Menschenrechtler und andere Plagen des Leibhaftigen - und schon preist dich die ganze Welt. :S


    carl-gibson.blogspot.com

  • Komm, überwind nun auch noch deine Abscheu gegen Schwule, Menschenrechtler und andere Plagen des Leibhaftigen - und schon preist dich die ganze Welt. :S


    Putin ist nicht allmächtig. Er ist auch nur ein gewählter Präsident. Die Homophobie und der Mangel an demokratischen Verständnis ist nicht allein auf Putin zu projezieren. So ticken die Russen einfach generell. Das sie Putin 3,5 mal zum Präsidenten gewählt haben liegt auch daran, daß der Russe selber seinen Präsidenten bestimmen will und sich nicht vom Westen vorschreiben lassen möchte, wen er zum Präsidenten zu wählen hat. Ich wünschte das würde man hier endlich mal kapieren. Aber wir setzen uns trotz all unserer Verbrechen immer noch auf ein moralisch so hohes Roß, daß wir meinen können der restlichen Welt vorzuschreiben wie man zu denken und zu leben hat.


    Es ist immer wieder erstaunlich wie unsere Medien auf solche Ereignisse reagieren. Jede Zeitung und Nachrichtensendung bläut uns ein, daß die Amnestie doch nur eine Reaktion auf einen womöglichen Olympia-Boykott sei.


    Ach wirklich? Wer hätte das gedacht! Bitte wiederholt es noch ein paar Tage lang, damit ich es bloss niemals vergesse. Mir muss unbedingt beigebracht werden wie hinterlistig die Russen und ihr böser Präsident so denken. Ein Glück das war niemals so hinterhältig sind.
    Chodorkowski ist ja ein wahrer Engel. Der hat nur Putin kritisiert und ist dafür in den Knast gewandert. Das er Steuern hinterzogen hat verschweigt man genauso richtigerweise wie die Tatsache, daß der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte beim Chodorkowski-Prozess keine politische Motivation feststellen konnte. Nur so bleibt unser Weltbild in Ordnung und der kleine Jesus kann an seinem Geburtstag lachen. Danke, Medien!

  • Wie 'Wahlen' in der ehemaligen UdSSR und überwiegend auch noch im heutigen Russland vonstatten gehen, kannst du nachlesen.


    Es gibt ein russisches Sprichwort, 'Gott ist groß und -jetzt wahlweise- der Zar/der Kreml/ Putin ist weit'.
    Mit anderen Worten: Die Landbevölkerung, und das ist der überwiegende Teil, hat mit der 'hohen Politik' im fernen Moskau ziemlich wenig am Kopp.
    In den Städten wächst seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Geldadel junger Unternehmer heran, der mit obszön viel Reichtum ausgestattet ist.
    Dazu gehörte auch der nunmehr begnadigte Chodorkowski. Dass er mit Putin politisch hart aneinander geriet, ist ebenso bekannt wie die Anklage, er habe in großem Umfang Steuern hinterzogen. Das ist doch alles andere als ein verschwiegenes Geheimnis.
    Dass Putin sein eingezogenes Vermögen äußerst willkommen war, ebenso wenig.


    Warum sollten wir als 'befreundeter' Handelspartner nicht kritisch kommentieren, wenn wir beobachten, wie -auch- in Nachbarstaaten Menschenrechte verletzt werden?
    Auch hierfür ist der von dir zitierte Prozess vorm Europäischen Gerichthof für Menschenrechte ein Beleg, immerhin wurden Chodorkowski Schadenersatz von 10.000 Euro und Prozesskostenerstattung von 14.500 Euro zugesprochen. Das sind ja nun keine kleinen Beschwichtigungssummen.
    Und soll das 'Traditionsdenken', das Homosexualität ächtet, die Betroffenen demütigt und nicht selten Torturen unterzieht, ein Grund sein, dies geschehen zu lassen?


    Stinkt die Schei** anderer Staaten/Regierungen deshalb weniger, weil auch wir eine Menge braunes Zeug produziert haben?


    Mir gefällt durchaus, wenn Medien, und damit meine ich durchaus nicht allein unsere, ein waches Auge und eine kritische Sicht auf vermeintliche und tatsächliche Missstände behalten.
    Ablenkende GlitzerUnterhaltung wird ohnehin übergenug produziert. Nicht nur zu Weihnachten.


    PS
    Den Link schaue ich mir später an, füge aber -ich hoffe zu deiner Erbauung:)- schon mal diesen Artikel dazu:

    Zitat

    Die Akte Chodorkowski
    Russland
    Der Ex-Oligarch und Ex-Yukos-Chef ist begnadigt worden. Es ist damit allerdings kein "politisch Verfolgter" wieder auf freiem Fuß, sondern ein Wirtschaftskrimineller


    Die Wortwahl spricht Bände und ermüdet, weil sie immer wieder den gleiche Sound bedient. Der vom russischen Präsidenten Putin begnadigte Michail Chodorkowski wird als „Gegner Putins“ bezeichnet. Zur Auswahl steht auch die Floskel „der persönliche Gefangene Putins“, offenbar um keinen Zweifel am vorzivilisatorischen Zustand Russlands zu lassen. Diese semantische Glasur für einen Wirtschaftskriminellen verdient es, gewürdigt zu werden. Warum nicht durch einen Blick in die „Akte Chodorkowski“?

    Zum Artikel: http://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/die-akte-chodorkowski 8)

  • Ganz so stromlinienförmig wie von Heinz befürchtet, schreibt auch die etablierte Presse nicht über den begnadigten "Kreml-Gegner" Chodorkowski. Nach den gestrigen Informationen zur deutschen 'Geheimdiplomatie', eingeleitet und angeführt vom ehemaligen FDP Außenminister Hans-Dietrich Genscher,


    Zitat


    erscheint heute bei SPIEGELonline der folgende Artikel, s.u. .
    Es lohnt sich, Chodorkowskis fragwürdige Praktiken bei seinem wirtschaftlichen Aufstieg noch einmal nachzulesen, ebenso seine Angriffe auf Putin und Eingriffe in lokale Politik unter Hinweis auf dortige Korruption.
    Die harte Behandlung -im Gegensatz zu anderen dubiosen Oligarchen- unter Putin fällt auf, ebenso wie die 'Ikonisierung' seiner Person in Russland nach der Verhaftung und die darauf folgende massive Unterstützung durch den Westen:


  • Für mich ist das, was da jetzt passiert, äußerst suspekt.


    Der berühmteste ExHäftling macht Schlagzeilen, die Weltpresse stürmt Berlin. Toller Medienhype :thumbdown:


    Zur Sache würde mich interessieren, welche wahren Interessen der "Westen" hat, wenn er sich wohl offensichtlich?? seit Jahren für einen Promi einsetzt.


    Wenn es um Menschenrechte geht, geht es um die Namenlosen, nicht um Promis ... und da geht es auch immer noch -leider- um Guantanamo.


    So bleibt es nur eine Neuauflage des Falls Timoschenko

  • Wenn es um Menschenrechte geht, geht es um die Namenlosen, nicht um Promis ...

    Promis ziehen aber die Aufmerksamkeit zuverlässig auf sich und damit auch auf das Unrecht, was ihnen selbst und anderen widerfährt.
    Damit können sie als Beispiele für Menschenrechtsverletzungen und als Informations-Multiplikatoren sehr 'nützlich' sein.



    Zu Guantanamo und dem Friedensnobelpreis für Mister Obama sag ich lieber nichts...

  • Dazu gehörte auch der nunmehr begnadigte Chodorkowski. Dass er mit Putin politisch hart aneinander geriet, ist ebenso bekannt wie die Anklage, er habe in großem Umfang Steuern hinterzogen. Das ist doch alles andere als ein verschwiegenes Geheimnis.

    Es ist kein Geheimnis, aber verschwiegen wird es trotzdem im großen Stile. Die Artikel, die auf Chodorkowskis Verbrechen aufmerksam machen, muss man schon mit der Lupe suchen. Meistens wird das vielleicht mal in einem Nebensatz erwähnt, ansonsten wird die Aussage, daß Chodorkowski im Gefängnis saß, weil er Putin kritisiert hat, überall breitgetreten und hochgehalten. Es steht in den Schlagzeilen, sie beten es in den Fernsehnachrichten rauf und runter (egal ob ÖR oder Privatsender). Schon wenn ich morgens von meinem Radiowecker entschlummert werde, so sind die ersten Worte, die mir der WDR versucht in den Kopf zu pflanzen, daß Chodorkowski wegen Putin-Kritik einsaß. Der Hinweis auf seine tatsächlichen Verbrechen liest man höchstens mal in einem kleinen Absatz, aber auch nur selten in Verbindung mit seinem Gerichtsprozess. Ansonsten schweigt man das gerne tot. Die Wahrheit soll so zurecht gebogen werden, daß man glauben solle Chodorkowski sei tatsächlich nur aus politischen Gründen eingesperrt worden.


    Da hilft auch ein etwas differenzierter Artikel auf SPON nicht, da dieser kaum wahrgenommen wird und von den großen, antirussischen Schlagzeilen überblendet wird. Diese Woche lag in jedem Supermarkt der Spiegeltitel aus "Wie Putin Europa und die Demokratie bekämpft...". Das kriegt jeder mit. Ein Titelbild über Chodorkowskis Verbrechen werden wir im Gegenzug wohl so schnell nicht zu sehen bekommen.
    Bedenke das die meisten Menschen sich nicht so differenziert im Internet informieren, wie wir das hier tuen. Die kriegen nur die neongelbe Propaganda mit, und die soll ein ganz bestimmtes Meinungsbild in der Bevölkerung konstruieren.


    Der Freitag ist eines der seltenen Magazine, die ein anderes Meinungsbild dazu vertreten, die sich tatsächlich von der Einheitspresse abheben. Aber wer kennt die Zeitung schon? Zu den großen Meinungsmachern in diesem Land zähle ich sie jedenfalls noch nicht.



    Auch hierfür ist der von dir zitierte Prozess vorm Europäischen Gerichthof für Menschenrechte ein Beleg, immerhin wurden Chodorkowski Schadenersatz von 10.000 Euro und Prozesskostenerstattung von 14.500 Euro zugesprochen. Das sind ja nun keine kleinen Beschwichtigungssummen.

    Bei diesen Zahlungen ging es aber lediglich um die Haftbedingungen. Der Prozess gegen Chodorkowski und das Urteil dazu, wurde nicht angeprangert. Im Gegenteil. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte stellte sogar fest, daß der Prozess politisch nicht motiviert war. Eine Tatsache, die beim ganzen Chodorkowski-Zirkus der letzten Tage in den Medien auch gerne unterschlagen wurde. Sowas würde ja Zweifel an der bevorzugten Meinungsbildung erzeugen. Uns muss aber beigebracht werden, daß es sehr wohl ein rein politischer Prozess war.



    Und soll das 'Traditionsdenken', das Homosexualität ächtet, die Betroffenen demütigt und nicht selten Torturen unterzieht, ein Grund sein, dies geschehen zu lassen?


    Stinkt die Schei** anderer Staaten/Regierungen deshalb weniger, weil auch wir eine Menge braunes Zeug produziert haben?

    Stellst du diese Fragen wirklich an mich? Die solltest du lieber an unsere Journalisten und Politiker stellen.


    Ich habe sicher nichts dagegen, wenn die Presse ihren Job endlich machen würde und solche Misstände aufdeckt und anprangert. Dafür ist sie ja die. Sie macht das aber komischerweise bevorzugt gegen Russen.
    Russland ist nicht einmal das homophobste Land auf der Welt. In arabischen Nationen ist die Problematik für Homosexuelle noch weitaus schlimmer. In Saudi Arabien können Homosexuelle per Gesetz hingerichtet werden. Erst vor ein paar Jahren wurden dort zwei Schwule zu 7000 Peitschenhieben verurteilt. Aber das ist natürlich nicht so schlimm wie ein russisches Gesetz, daß verbietet gegenüber Kindern positiv über Homosexualität zu reden.
    Warum macht unsere Qualitätspresse nicht auch mal solche Kampagnen gegen unsere saudischen Öllieferanten? Sollen sie doch auch mal die selben Hetzartikel über ein viel schlimmeres Unrechtsregime schreiben, dessen Öl wir liebend gerne kaufen und deren Geld für Waffenlieferungen wir ebenso gerne annehmen. Soll doch mal ein Artikel in einer großen deutschen Zeitschrift erscheinen, die die Frage stellt ob der saudische König nicht auch schwul sein könnte? Merkwürdigerweise hält man sich denen gegenüber viel bedeckter.
    Als es während des arabischen Frühlings zu Aufständen in Katar kam, haben die Saudis Panzer nach Katar geschickt um dem Regime bei einer gewaltsamen Niederschlagung der Aufstände zu helfen. Wird Gauck also auch die WM in Katar boykottieren? Oder ist das bei denen mit den Menschenrechten doch nicht so schlimm?


    Auf anderen Seite des großen Teiches gibt es diesbezüglich auch jede Menge Fragezeichen. Aber wenn die USA völkerrechtswidrige Straflager unterhalten, unsere Bürgerrechte massenweise verletzen und westliche Mächte ständig zu Ressourcenkriegen anstiften, dann gibt es auch keine Medienkampagnen. Wenn Manning oder Snowden nun amnestisiert werden würden (schönes Wort ^^), würden die auch von Genscher oder von Mutti nach Deutschland geholt werden? Würde Guack olympische Spiele in den USA boykottieren? Wahrscheinlich nicht. Unsere amerikanischen Geschäftspartner gelten immer noch als die Guten und für die Medien wird Obama wohl immer der Heiland bleiben, den sie uns einst irrtümlicherweise verkauft haben.


    Den Medien geht es also nicht um Menschenrechte oder demokratische Fortschritte in irgendwelchen Ländern. Hier geht es um die Wahrung unserer Geldinteressen. Unsere Medien scheinen genau das zu propagieren, was der Markt verlangt. Andere Meinungen werden zwar am Rande auch geduldet, aber wahrscheinlich nur um irgendwie den Eindruck zu erwecken wir hätten es im Journalismus mit Meinungsfreiheit zu tuen.


    Promis ziehen aber die Aufmerksamkeit zuverlässig auf sich und damit auch auf das Unrecht, was ihnen -und Anderen!- widerfährt.
    Damit können sie als Beispiele für Menschenrechtsverletzungen und als Informations-Multiplikatoren sehr 'nützlich' sein.

    Sowas gefällt mir eigentlich nicht. Oftmals nutzen Promis nämlich dann ihren Status aus, um ihre eigenen politischen Ansichten propagieren zu können. Nach dem Motto "Bist du ein Fan von mir, schliesst du dich auch meiner Meinung an". Ich mag von daher meine Promis lieber absolut unpolitisch. Natürlich sollen die alle ihre Meinungen haben und wählen gehen, aber diese Meinungen sollten nicht dermassen öffentlich diskutiert werden.
    Wofür gibt es denn das Internet? Da können Prominente anonym und somit viel gleichberechtiger ihre Meinungen loswerden und debattieren. Darüber hinaus ist das Internet jawohl ein ausreichender Informationsmultiplikator. Die Leute müssen nur dort lesen wollen. Wenn man es nötig hat erst durch Prominente über Menschenrechtsverletzungen aufgeklärt zu werden, dann ist man aus meiner Sicht ein ignorantes Arschloch und man gehört in die Sonne geschossen :)


    Die Meinung eines Promis sollte nicht mehr wert sein, als die eines jeden anderen.

  • Den Medien geht es also nicht um Menschenrechte oder demokratische Fortschritte in irgendwelchen Ländern. Hier geht es um die Wahrung unserer Geldinteressen.

    Ooch, ich unterstelle, dass es primär um Schlagzeilen geht. Meine Geldinteressen sind da jedenfalls nicht betroffen.


    Promis kämpfen für die Namenlosen? Ich hab nichts dagegen, wenn es denn gelingt. Aus meiner Sicht bleibt es allenfalls ein Nebeneffekt. Jeder kämpft doch für sich selbst ... und Promis dürfen das natürlich auch.

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.