• Mich hat niemand gefragt, ob ich geboren werden wollte. Ich war irgendwann da und hatte es zu akzeptieren. Was anderes bleibt mir anscheinend auch nicht übrig. In den ersten Jahren erfuhr ich noch Unterstützung durch meine Eltern. So lange, bis ich auf den sogenannten eigenen Füßen stehen konnte. Danach musste ich sehen, dass ich irgendwie zurecht komme. Wie komme ich klar in und mit dieser Welt?


    Gierig sauge ich alles an Wissen auf, was mir um mich herum angeboten wird. Doch was ist davon echt und wahr und was muss ich kritisch hinterfragen? Ein Rest von Unsicherheit bleibt mir permanent treu. Niemand gibt mir das ultimative Rezept für das Leben. Ich orientiere mich an den Handlungsweisen meiner Mitmenschen. Doch was kann ich davon übernehmen und was sollte ich besser bleiben lassen? Orientiere ich mich an den sog. Erfolgsmenschen, denen scheinbar alles gelingt und leicht von der Hand geht oder folge ich eher den Pessimisten oder keinen von denen?


    Ich sollte mir meine eigene Meinung bilden, doch wie kommt die zustande? Ich sollte genügend Selbstbewusstsein haben, doch wie eigne ich mir das an? Rezepte zu diesem Thema werden mir haufenweise angeboten. Doch die Mahlzeiten die ich mir damit zubereite, schmecken nicht so richtig und sind nach kürzester Zeit wieder abgekühlt. Was soll ich tun? Wie soll ich mich verhalten? Welche Zukunftsstrategie soll ich entwickeln?


    Allein gelassen mit diesen Fragen, horche ich in mich hinein. Erhalte ich jetzt die dringend benötigten Antworten? Mein Unterbewusstsein schreckt förmlich hoch. Hat da etwa jemand angeklopft und um Tipps gebeten? Unwillig reckt und streckt sich mein Innerstes und bequemt sich nach einer Kunstpause zu ein paar Antworten. Antworten, die meinem Bewusstsein und meinem analytischen Verstand überhaupt nicht gefallen haben. Mein Unterbewusstsein bekam diese Zweifel natürlich mit und dachte sofort, na gut, dann leg ich mich halt wieder hin.


    Ich war mit meiner Lebensstrategie eigentlich keinen Schritt weiter gekommen. Was tun? Mein Bewusstsein und mein analytischer Verstand hatten sofort eine Menge Vorschläge parat, z. B. du solltest dir eine Freundin suchen, heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, jedes Jahr in Urlaub fahren, Karriere machen (damit du dir das alles auch weiterhin leisten kannst), Theater und Museen besuchen (wegen der Kultur), in eine Partei eintreten (damit du auch hier Karriere machen kannst) und jede Menge Ehrenämter übernehmen, damit dir das Bundesverdienstkreuz sicher ist.


    Nachdem dies alles auf mich eingestürmt war, geriet ich in eine von Nachdenklichkeit geprägte Stimmung. War es das? War das die Bestimmung, warum wir auf diesem maroden Planeten Erde das Licht der Welt erblickt haben, oder gibt es da noch etwas anderes? Ich kann natürlich weiter darüber grübeln aber zwischendurch muss ich meine Brötchen verdienen, damit ich am Leben bleibe und mir dieses Grübeln leisten kann. Bin ich dazu geboren worden?

    Frauen sind wie Teebeutel, ... du weißt nicht, wie stark sie wirklich sind, bist du sie in heißes Wasser getaucht hast. E. Roosevelt

  • Ein schwieriges Thema unterhaltsam dargeboten, vereinsmeier. Besonders gut hat mir der vierte Abschnitt gefallen ... in dem ja wohl schlussendlich auch die Lösung versteckt ist.


    Ob es tatsächlich der analytische Verstand ist, der uns dazu bewegt, dem Hauptstrom zu folgen? Der Hauptstrom formuliert die Gesetze einer Gemeinschaft und wer denen nicht folgt, gerät in Gefahr, sich zum Außenseiter zu machen. Als soziales Wesen ist der Mensch auf Gemeinschaft angewiesen. Wer nicht als Eremit in einer Höhle leben will, muss sich auch anpassen. Selbst der Eremit ist noch von der Gemeinschaft geprägt, grenzt er sich doch von dieser ab.


    Dem Hauptstrom zu folgen, könnte eine grundsätzlich richtige [Über]Lebensstartegie sein ... bis das Unterbewusstsein wieder unwillig hochschreckt ...

  • Das Unterbewusstsein legt anscheinend Wert auf ein paar EURO's zusätzlich. Zumindest kann es sich dann leichter Gehör verschaffen.


    Diejenigen, die sich am Rande tummeln, werden interessanter Weise überdurchschnittlich oft in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Insofern hat es etwas für sich, eine "Randerscheinung" zu sein.

    Frauen sind wie Teebeutel, ... du weißt nicht, wie stark sie wirklich sind, bist du sie in heißes Wasser getaucht hast. E. Roosevelt

  • Ich bin gerne Individualist. Mache nur das, wozu ich Lust habe. Lasse mich seltenst vor anderer Leute Karren spannen.


    Dennoch: Ohne die Gemeinschaft waere ich nichts. Wir sind alle von einander abhaengig. Die Milliardaere von der Masse. Und ich von den Triefnasen, die meine Dienste in Anspruch nehmen.


    Die sich anhaeufende Geldmenge macht es moeglich, dass man so etwas wie "Extra-systole" herstellen kann. Man braucht nicht mehr im Strom zu schwimmen, sondern kann sich Extravagancen leisten, die fuer ein gewoehnliches Volk nicht erreichbar sind.