Der Fall Tebartz-van Elst

  • Ist da ein Bischof über die Strenge geschlagen, obwohl er doch das Recht hat, das Budget des Bischöflichen Stuhls nach eigenem Gutdünken einzusetzen? Kirchensteuern hat er jedenfalls nicht verballert ...


    Die Aufregung um die bischöfliche Badewanne hat zumindest dazu geführt, dass der Bischöfliche Stuhl -schreckliches Wort mit Verschleierungstendenz, in den Blick der Öffentlichkeit gerückt ist.


    Kann mir jemand erklären, warum ein Bischof mit 8.500 € aus staatlichen Steuergeldern bezahlt wird, obwohl die Privatschatulle 30 Mio für seinen Wohnsitz offensichtlich leicht hergibt?


    Ok, alles rechtlich verbrieft ... vor 200 Jahren! Was lange währt, muss gut sein, oder wie?

  • Ich bin auch überrascht, dass ich - aus der Kirche ausgetreten - deren Gehälter mitfinanziere.


    Und die juristischen Begründungen, die mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 (siehe Wikipedia) beginnen, finde ich schon erstaunlich.


    Das Grundgesetz sollte in diesem Punkt endlich geändert werden: Konsequente Trennung von Kirche und Staat und damit keine Kirchensteuer mehr. Kirchliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Kindergärten werden doch ohnehin von der öffentlichen Hand getragen. Den Mummenschanz von katholischen und protestantischen Geistlichen können dann die eingeschriebenen Mitglieder bezahlen.

  • Da hat jemand die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Rein formal hat der Herr Bischof nichts falsch gemacht. Es ist Kirchengeld. Was die Kirche damit macht geht niemanden was an. Das Geld stammt ja nicht aus zweifelhaften oder gar illegalen Quellen.


    Ob die Kirchensteuer abgeschafft werden sollte ist eine ganz andere Überlegung. Weshalb sollte der Staat sich da einmischen? Er kassiert, sozusagen als Service, dieses Geld, da er ja auch die Lohnsteuer kassiert, die ja Bemessungsgrundlage ist. Wem das nicht passt kann austreten.


    Was die Steuerfinanzierung angeht, so kann sich der einzelne, aus der Kirche ausgetretene Mensch natürlich darüber aufregen. Es bleibt aber festzuhalten, dass die Kirche gemeinnützige Arbeit leistet. Das mit den staatlichen Krankenhäusern war nicht immer so. Nonnen wurden früher gerne kostenlos eingesetzt. Auch das weltweite Engagement für Flüchtlinge und Hungernde möchte ich noch erwähnen.
    Ich zahle auch Steuern für Sachen, die mich nicht interessieren. Ich habe keine Kinder. Warum soll ich Steuren für Kinder, Schulen etc. zahlen? Autobahnen nutze ich auch nicht. Man sollte sich das aufrechnen gut überlegen. Das führt zu nichts.


    Allgemein, wenn ich mir so die Kommentare zu verschiedenen Artikeln in der Presse durchlese, fällt mir mal wieder die übliche Klientel auf, die jeden Anlass zum Kirchenbashing gerne aufnimmt. Kritik ist durchaus berechtigt. Es scheint nur Maß und Stil abhanden gekommen zu sein.


    Wir sollten übrigens froh sein, dass der Dom schon steht. Dieser Protzbau würde heutzutage von unseren berufsbetroffenen Wutbürgern garantiert verhindert.


    Viel schlimmer finde ich, dass dieser Bischof einen Strafbefehl wegen Falschaussage bekommen hat. Er sollte diesbezüglich mal in die AGB seiner Firma schauen und sich das Gebot Nr. 8 noch mal durchlesen.



  • Das Geld stammt ja nicht aus zweifelhaften oder gar illegalen Quellen.

    Woher weißt du das so genau? Denk nur mal an die VatikanBank.


    Die Kirche ist in Deutschland so reich, weil sie seit 200 Jahren vom Staat für eine Enteignung entschädigt wird, die eine Trennung von Staat und Kirche ermöglichen sollte, die bis heute nicht gelungen ist.


    Der Staat garantiert Religionsfreihteit und Selbstverwaltung der Kirchen. Wo kommen da unbefristete Zahlungen des Staates ins Spiel??


    Heute wird die Politik weniger von "der Kirche", als vom Geld beeinflusst. Und da kommt die Kirche als Konzern durch die Hintertür wieder ins Spiel. Die katholische Kirche ist einer der größten Arbeitgeber ... z. T. immer noch mit eigenen Spielregeln. Da kann eine geschiedene Frau entlassen werden und Hilfskräfte werden zum Kirchenbeitritt genötigt.


    Das mag ja gelten, wenn die Kirche die Einrichtungen tatsächlich finanziert. Tut sie aber nicht. Sie gibt ihren Namen her und kann bestimmen :thumbdown:




    Jo, der Kölner Dom würde heute wahrscheinlich so nicht mehr gebaut ... es hat ohnehin 200 Jahre gedauert, bis man das Geld für die Fertigstellung der Türme endlich zusammengekratzt hatte. Da hätte man heute die "Ruine" längst abgerissen.


    Heute baut man KonsumTempel und EventArenen.


    Trotzdem bleibt es für mich ein grundsätzlicher Unterschied, ob ein Gotteshaus gebaut wird ... oder eine "goldene Badewanne".


    Dass Tewartz-van Elst, ich sags mal freundlich ... sich in Interviews und Pessekonferenzen nicht an die ganze Wahrheit gehalten hat ... ok, das gibt es bei Politikern und Wirtchaftsbossen leider auch, macht es aber nicht besser.


    Tewartz-van Elst ist inzwischen entpflichtet ... schöne Formulierung. Der Mann möge seine Ruhe finden!


    Stichwort: Die Kirche sorgt für sozialen Ausgleich, den der Staat nicht bieten kann. Ist das wirklich so, wenn kirchliche Einrichtungen de facto vom Staat finanziert werden?


    Ich hab inzwischen den Eindruck, wir erliegen da einem Mythos.

  • Woher weißt du das so genau? Denk nur mal an die VatikanBank.

    Inwiefern hat die Vatikanbank mit dem Limburger Etat zu tun?
    Macht die Vatikanbank den Rest der Einnahmen illegal?

    Die Kirche ist in Deutschland so reich, weil sie seit 200 Jahren vom Staat für eine Enteignung entschädigt wird, die eine Trennung von Staat und Kirche ermöglichen sollte, die bis heute nicht gelungen ist.

    Und was kann die Kirche dafür? Die Enteignung, wie auch die Entschädigung gingen vom Staat aus.


    Ist es verwerflich reich zu sein? Wäre es besser wenn die Kirche Pleite wäre wie der Rest des Sozialsystems?
    Und richtig, die Kirche ist ein großer Arbeitgeber. Mit zum Teil seltsamen Regeln, da stimme ich zu. Es ist aber keiner gezwungen da zu arbeiten und die Regeln sind bekannt. Wenn ich mir ansehe wie anderswo mit Arbeitern umgegangen wird, erscheinen mir diese Sonderregeln erträglicher.



  • Bei diesem ganzen Thema geht es überhaupt nicht um Laizismus. Wenn die Deutschen und die deutsche Medienlandschaft am totalen Laizismus interessiert werden, würden sie das auch in der Tagespolitik fordern. Nicht einmal unsere Gesetzgebung ist laizistisch. Unsere Politik ist durchweg lebensbejahend. Sterbehilfe zB bleibt mit dem Argument christlicher Ethik verboten. Das Leben ist ein Geschenk Gottes!


    Dabei betreffen uns solche Themen doch alle. Sie sind viel relevanter als das Budget eines Bischofs. Ich befürchte das es auch diesmal hauptsächlich um Ressentiments gegen die katholische Kirche geht. Die Verschwendungssucht des Apparates aufzudecken ist natürlich richtig. Das wollen Katholiken auch erfahren. In einem Atemzug Laizismus zu fordern ist hingegen reine Heuchelei. Das die Medien auch noch die Familie des Bischofes thematisieren, über sie berichten, sie öffentlich machen, so daß sie nun von "braven Bürgern" auf offener Straße mit Feindseeligkeiten bedacht werden, ist schon eine Hetzjagd.
    Von mir aus soll der gierige Bischof in der Hölle schmoren, aber das was die Medien dazu abziehen geht mal wieder entschieden zu weit.

  • Was ich nicht verstehe ist, der Bischof hatt die Verfügungsgewalt über das Kapital. Dieses Kapital gehört niemandem sonst, niemand ist geschädigt! Wird hier nur wieder jemand misbraucht von den Medien, den man um Nachrichten zu haben, niedermachen kann? Seltsam ist dabei, dass ein Plagiator "Dr"Steinmeier aus den Medien diesbezüglich verschwindet!?? Sind Sozen schützenswerter als andere?
    Sage mal einem Reichen, er solle sein Geld nicht für persönliche Belange ausgeben!Ach ja, ich vergaß, der Bischof ist ja ein Pfaffe!
    :rolleyes:


    Kuddel Schnööf

  • Macht die Vatikanbank den Rest der Einnahmen illegal?

    Natürlich nicht! Sie zeigt lediglich, was unter dem Deckmäntelchen einer kirchlichen Bank alles möglich ist.


    Das Bistum Köln hat auch eine Bank. Brauchen wir eigentlich nicht, haben wir "geerbt", heißt es. Das Erbe müssen wir klug verwalten.


    Wer will da spontan widersprechen?


    Dass die Kirchen ihr Geld sinnvoll verwalten, erwarte ich auch. Wenn es um Kirchen geht, erwarte ich allerdings auch, dass sie sich von "weltlichen" Konzernen unterscheiden. Das mag ein Relikt meiner christlichen Sozialisation sein. Die war nicht nur hilfreich, aber geprägt von der Bergpredigt. Dass sich diejenigen, die sich darauf beziehen, heute als weltfremde Weicheier eingestuft werden, nehme ich in kauf.


    Für mich bleibt die Frage: Welche Bedeutung hat Kirche, wenn sie sich dem Zeitgeist unterwirft? Was kann ich von einer Kirche erwarten, die sich wie ein x-beliebiger Konzern verhält ... dann aber Moralforderungen für die "böse Welt" raushaut?


    Tex
    Es ist auch für mich nicht verwerflich reich zu sein. Dass die Arbeitsbedingungen speziell in katholischen Einrichten nicht so schlimm sind, wie z. B. in der Fleischbranche, ist für mich eingeringer Trost. Was wird denn da aufgerechnet?? Soll die geschiedene, aber immer noch überzeugte Katholikin, die ihren Job verliert, denken: Den Fleischern geht es noch schlechter?? Eventuell tut sie das sogar ... ihr Glaube an die Kirche und ihre Existensgrundlage sind trotzdem zerstört.

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