Integration

  • Integration heißt heute Inklusion.


    Es geht um Schüler, die nicht ins Kästchen passen. Da kann man zunächst immer fragen, ob die Kästchen tauglich sind.


    Egal, wie man es hält, einige fallen immer raus ... nicht nur bei den Kindern.


    Das Thema ist da. Gut so!


    Die Lösung braucht aber wie immer, vor allem Zeit. Und dann braucht sie auch Geld. Beides scheint heute extrem knapp zu sein. Obwohl Zeit bekanntlich immer nachwächst und auch das Geld nicht weniger wird.


    Schwieiriger wird der Blick auf den Menschen. Warum eigentlich?? Geht der Mensch vor lauter "Sachzwängen" heute verloren?


    Schade drum. Für Sachzwänge setz ich mich jedenfalls nicht ein :thumbdown:

  • Das Thema wurde im Blog auch von 'Alt-aber-bezahlt' thematisiert, siehe hier! :thumbup:
    Leider ist ihm seinerzeit nicht die Beachtung zugekommen, die der Beitrag verdient hätte.
    Schaut bitte einfach nochmal rein!



    Der Begriff Inklusion hat eine ähnliche Bedeutung wie das Wort Integration, wird aber vorrangig und sehr zielgerichtet im pädagogischen Bereich benutzt. Zudem ist Integration ein durchaus auch aktiverVorgang,Selbstbestimmung nicht ausgeschlossen, während Inklusion den Betroffenen eher passiv definiert.
    Und genau dort ist auch der Ansatz der inhaltlichen Auseinandersetzung.


    Im Zuge ungebrochener 'Was-könnten-wir-denn-jetzt-mal-wieder-reformieren' Pädagogik wurde in vorauseilendem EU-Gehorsam in NRW die 'Inklusion' behinderter Schüler beschlossen und den beglückten 'Normal'-Pädagogen in der Regelschule aufs unterrichtliche Konzept gedrückt.
    Voraussetzungen? Keine! So weit, so schlecht.
    :thumbdown:
    Wer aufmuckt, wird scheel beguckt und bekommt zu hören, er/sie sei hartherzig, gefühlskalt, im schlimmsten Falle ein Unmensch.
    Aha.
    Es lohnt sich einmal darüber nachzudenken, warum es denn bisher Schulen 'Für den besonderen Förderbedarf' gegeben hat und wie diese ausgesehen haben, sowohl was die Arbeitsweise als auch die Ausstattung betrifft:
    Kleine Lerngruppen, oft Lehrer-Doppelbesetzung, Sozialpädagogische Zusatzkräfte, Nebenräume für Differenzierungsgruppen oder Einzelgespräche, manchmal auch Ruheräume, behindertengerechte Ausstattung und WCs, möglichst Aufzug.
    Vor allem hatten die unterrichtenden Lehrer eine Zusatzausbildung um ihre Arbeit gut tun zu können. Sie wurden je nach Schwerpunkt auch von medizinisch-pflegerischen Kräften unterstützt und die Lehrpläne waren auf den 'besonderen Bedarf' der ihnen anvertrauten Pänz abgestimmt.


    Das Ganze ist/war Personal-aufwändig, teuer und in der Regel effektiv. Ausnahmen gab es, bestätigten aber auch hier die Regel.
    Und jetzt?
    Die betroffenen SchülerInnen werden in den Regelklassen 'inkludiert', die sie dann integrieren sollen.
    Heile PippiLangstrumpfWelt.
    Wenn nicht die Bedingungen, wie sie die 'Sonderschulen' hatten, auch den 'Regelschulen' zukommen und die Voraussetzungen für eine inkludierende Integration geschaffen sind, VORHER! versteht sich, dann ist diese wohlmeinende(?) Geste eine Unverschämtheit gegenüber allen Beteiligten.


    Eines allerdings hat man -vordergründig- erreicht:
    Geld einzusparen!
    :(

  • So isses.
    Und da ich nicht davon ausgehe, dass die Regelschulen entsprechende Mittel bekommen wird das ganze ein Fiasko. Die ehemaligen "Sonderschüler" bekommen nicht was sie brauchen und fühlen sich wie das fünfte Rad am Wagen. Für den Rest der Klasse sind sie Sand im Getriebe. Das Niveau wird sinken.


    Glücklich, wer seine Pänz auf eine Privatschule schicken kann.


    Anstatt zu sehen, dass jede Gruppe zurecht kommt wird mal wieder rot-grüne Gutmenschensuppe für alle verteilt.


  • Mir fällt in dem Zusammhang immer Belgien ein. Da kriegt man das offensichtlich besser hin. Da lebt die Gesellschaft ohne Berührungsängste mit behinderten Menschen.


    Nur in Deutschland gibt es Förderschulen, wenn ich das richtig sehe.


    Ich kenne Mütter, die sind mit ihrem "Zappelphilipp"-Kind nach Belgien umgezogen. Eine deutsche Zappelphilipp-Klasse hat trotz aller Mehrfachbesetzung den Nachteil, dass da niemand mehr vormacht, dass man auch ruhig sitzen kann. Da ist die Unruhe dann plötzlich ungewollt akzeptiert. Dabei wünschen doch gerade die "unruhigen" Geister klare Regeln ... und endlich mal auch für sich selbst Ruhe.


    Über Strafe läuft das nicht, aber über Anerkennung und Wertschätzung.


    Inklusion ist von allen gewollt, lese ich, aber das diesbezügliche Gesetz zielt aus meiner Sicht auf Kostenneutralität. Das kann nicht funktionieren.


    Wenn man etwas verändern will -und das ist dringend notwendig, muss man auch Geld in die Hand nehmen.

  • Würde man mit einem eugenischen Programm eine homogenere Menschenart züchten, statt weiterhin jeden Deppen seine eigene defizitäre Gensuppe kochen zu lassen, dann hätten wir diese Probleme nicht. Aber das klingt ja wieder zu sehr nach Nazis :D


    Nee, das ADS-Kind ist sicher super wertvoll und jeder liebt seine Besonderheiten. Deswegen pumpen wir es auch nicht solange mit Ritalin voll, bis es sich normalisiert hat.


    Um das Problem zu lösen sollte unsere Gesellschaft erstmal selber wissen was sie eigentlich will.

  • Zappelphilipp-Klasse? Was soll das denn sein?
    Die Schüler einer 'Sonderschule' sollten nach dem deutschen System ja auch keineswegs für alle Ewigkeit in eine Förderklasse geschickt werden, sondern für die Zeit des Bedarfs.
    Aber wenn ich, nur als Beispiel, ein Kind erst mit der Modediagnose ADHS versehe und dann mit Ritalin vollstopfe -Persönlichkeitsveränderungen und Nebenwirkungen inclusive- dann ist der bedauernswerte Knirps natürlich auch in einer Regelklasse recht 'gut zu handlen'...
    Als die Gesamtschulen -ganzböseböse- noch in der Erprobungsphase waren, wurden sie mit reichlich Personal versorgt. Nicht nur Lehrer, auch Sozialarbeiter und Psychologen standen zur Verfügung.
    Die Schulen hatten, da meist neu gebaut, genügend Freiflächen zum Toben, waren grundsätzlich Ganztagsschulen mit Mensa und Freizeitbereich plus! RUHEräumen (Matratzen, Kissen, Decken) für diejenigen, die sich zurückziehen, ggf. schlafen wollten.
    Kinder, die 'nicht ins Kästchen' passten, konnten so recht gut integriert und gefördert werden.
    Von diesen vergleichsweise 'goldenen' Gesamtschulzeiten haben wir uns allerdings längst verabschieden müssen.
    Teils marode Gebäude an verschiedenen Standorten werden formal zu einer Schule zusammengefügt und irgendwie aufgebrezelt.
    Und weil das so teuer ist, schließlich hatte man sie sich lange genug selbst überlassen, ist dann natürlich kein Geld mehr da für eine angemessene Ausstattung. Behindertenklo und Aufzug müssen reichen.
    In-Klo-sion!

    :(

  • Zitat

    Nur in Deutschland gibt es Förderschulen, wenn ich das richtig sehe.

    Nö, siehste falsch.



    Aus der Schweiz kommt diese Information:

    Zitat

    Sonderschulen platzen aus allen Nähten
    Aktualisiert am 25.01.2010
    Schulen müssen möglichst viele Kinder mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten in Regelklassen unterrichten. Das hat den paradoxen Effekt, dass mehr Kinder Plätze in Sonderschulen suchen.[....]
    Einer der Hauptgründe für diese Zunahme ist das neue Volksschulgesetz. Es schreibt den Gemeinden vor, dass möglichst viele Kinder mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten in Regelklassen integrativ geschult werden müssen (siehe Kasten). Die Sonder- und Kleinklassen von früher sind weitestgehend abgeschafft worden, auch wenn sie theoretisch noch erlaubt wären. Damit falle eine Reihe von Kindern zwischen Stuhl und Bank, die in Sonderklassen tragbar gewesen wären, in Regelklassen aber nicht, sagt Albertin: «Diese Kinder müssen nun in Sonderschulen.» Das bestätigt auch Lukas Bucher, Präsident der Zürcher Schulpsychologinnen und Schulpsychologen: «Es gibt heute eindeutig mehr Kinder, die Sonderschulplätze suchen.»

    Quelle


    aus Österreich:


    Die 'Europäische Agentur für Entwicklungen in der Sonderpädagogischen Förderung'
    hat ihre Adressen in
    Middelfart/Dänemark und Brüssel/Belgien .
    Ihre Publikation 'Sonderpädagogische Förderung in Europa', stammt aus dem Jahr 2003.


    Download

  • Zitat

    Warum hat das denn früher mit der Finanzierung geklappt und heute nicht mehr?

    Um die Frage beantworten zu können, müsste ich Politikern in die Köpfe gucken und ihre Gedanken lesen können. Vielleicht sind alle gottesfromm und glauben an himmlischen Gebäudeschutz - wahlweise an die Unverwüstlichkeit 'deutscher Wertarbeit'?


    tagesspiegel.de


    Als diese Schulen gebaut wurden, waren Bildung und Erziehung gerade hoch angesehen und man war bereit, eine Menge zu investieren. Später kam die 'Wieder'vereinigung und es wurde viel Geld gebraucht. Ob die Vernachlässigung öffentlicher Gebäude im Westen auch eine Folge des 'Aufbau Ost' war, anderen 'Sachzwängen' unterliegt oder nur schlichte Schlamperei ist, überblicke ich derzeit nicht.
    Das Problem ist jedenfalls nicht auf Schulen beschränkt - schau dir die Verkehrspolitik und das aktuelle Brücken Gedöns an. Wartung? Reparaturen? Erhalt?:( Sieht trübe aus.


    Mittlerweile ist 'Inklusion - Integration' als Forschungsprojekt auch bei der Uni Köln angekommen. Man beschloss, eine eigene Schule zu gründen und wissenschaftlich zu begleiten.

    Zitat

    Inklusiver Unterricht in Köln
    Eine träumerisch neue Schule
    In Köln entsteht eine Schule, die alles besser machen und alle einbeziehen will: Behinderte, Ausländer, sozial Schwache. Kann das funktionieren?


    KÖLN taz| Was ist eine gute Schule? Die älteste aller Pädagogenfragen und immer noch aktuell. Auf der einen Seite ein ungerechtes, selektierendes Regelschulsystem, auf der anderen die Privatschulen mit teils esoterischen Konzepten und Missbrauchsfällen. Für viele zum Verzweifeln. Studierende der Universität Köln wollten dies nicht länger hinnehmen – und beschlossen 2008, eine eigene Schule zu gründen. Im Schuljahr 2014/2015 soll sie eröffnet werden: die Inklusive Universitätsschule Köln.
    Quelle und Artikel

  • Naja Politiker sind in einer Demokratie doch nur die vom Volk gewählten Interessenvertreter. Die Ursache muss also, wie eigentlich fast immer, im Volk zu finden sein und nicht in der politischen Elite. Der Aufbau Ost hat natürlich viele Steuergelder des Westens verschlungen.


    Von meinen eigenen Beobachtungen und zwischenmenschlichen Erfahrungen (in Deutschland) her sehe ich momentan allerdings wirklich sehr viel Desinteresse für Bildung und Bildungspolitik. Aufgrund meines Alters kann ich das aber natürlich nicht mit früher vergleichen :)

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.