Sprachliches

  • Differenzierung? Sorgfalt des Wortgebrauchs? Fehlanzeige.
    Im selben Sprachtopf tummeln sich meine französischen, türkischen und polnischen Kollegen und Nachbarn, Neuankömmlinge und Asylbewerber aus Syrien und Südosteuropa, Weihnachtsmarktbesucher aus den Nachbarländern, Touristen aus Fernost und zur Not auch noch der bayerische Übernachtungsgast.


    Ich behaupte mal ganz frech, in vielen Fällen wo das Wort Ausländer gebraucht wird, sind eigentlich Muslime gemeint. Viele negative Erscheinungen kommen halt aus dieser Richtung.
    Die wenigsten werden Franzosen, Polen oder Weihnachtsmarktbesucher meinen wenn sie das Wort Ausländer im negativen Sinn verwenden.


  • Du benennst das Offenkundige - den nachlässigen Umgang mit Sprache, der Diskriminierung beinhaltet oder nach sich zieht. Sei es all derer, die nicht Staatsangehörige dieses Landes sind, sei es alle Angehörige muslimischen Glaubens.
    Es ist ein pauschalisierender Sprachgebrauch, der auf genaues Hinsehen und entsprechend präzise Wortwahl verzichtet.



    a.a.O.

  • Zitat

    Ausländer
    Beim Vorbeigehen an der Krippe auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt, hat es mich neulich schon gejuckt, den heiligen Drei Königen ein Schild mit der Aufschrift, Ausländer raus vorzuhängen.....


    Jo, man könnte auch mal "Gastfreundschaft" und "Christliche Nächstenliebe" auf inhaltlichen Wandel abklopfen. ^^


  • Ich bin froh, dass mein Beitrag so ironisch verstanden wurde,wie er gemeint war. Ich hatte noch überlegt, ob ich ihn nicht nachträglich noch mit einem Ironieschildchen versehe. Aber und das ist doch schön, wir haben ja alle etwas Erfahrung miteinander und müssen die Ironie nicht plakativ ausweisen

  • Aus gegebenem Anlass ...


    "Der Zorn der Pegidas ist artverwandt mit dem der Stuttgart21-Demonstranten: Ein Unbehagen an der Wirklichkeit, die immer schneller wird. Ein Gefühl, abgehängt und unwichtig zu sein. Einen Prass auf die Gegebenheiten, die einen wehrlos machen. [.....]
    In Dresden und an anderen Orten des Landes stehen sich die Gegner von Zuwanderung mit einem besonderen Hass auf den Islam und die Befürworter einer Einwanderungsgesellschaft gegenüber. Im Jahr 2014 konnten wir, einmal mehr, beobachten, dass die Gräben zwischen verschiedenen Positionen größer, nicht kleiner wurden. Und das bei einer gefühlt höheren Schlagzahl der TV-Debatten und einer gewissen Überhitzung in den sozialen Netzwerken. Woran liegt das?


    Wir haben verlernt, unsere Lebenswirklichkeiten zu spiegeln
    [.....] Wenn jemand sich heute im Diskurs eindeutig positioniert, dann wird dies automatisch schon als Ablehnung oder Missbilligung anderer Lebensentwürfe gedacht und ex ante rezipiert. Wir unterstellen also dem anderen das Schlimmste: dass er eigentlich die anderen abwerten und nicht sich selbst erklären will. Gleichzeitig geht einem beim Einstehen für die eigene Überzeugung unter den Vorzeichen einer immer aufs Anspringen und Anfallen bedachten Gegenöffentlichkeit auch selbst die Sensibilität ab, sich mit der anderen Seite im Meinungstext über die Gebühr zu beschäftigen.


    Die anderen, das sieht man ja, machen sich diese Mühe ja auch nicht. Die stehen vielmehr schon parat, um jede, echte oder vermeintliche, linguistische oder semantische Mehrdeutigkeit im Sinne der eigenen Anklage zu interpretieren und ihre Aufschrei-Bazooka nachzuladen.


    Viele von uns leben in Teilwirklichkeiten, in denen sie keine Schnittmengen mehr zu anderen herzustellen bereit oder in der Lage sind. [.....] Die Befähigung, die Sichtweise des anderen mit Empathie zu lesen, ist erschreckend niedrig ausgeprägt, nicht nur in dieser Debatte.


    Mit Verboten kommt man nicht zum Kern des Problems
    Der Mut zum Bruch, zur Unstimmigkeit, die Bereitschaft, andere Meinungen auszuhalten, ist uns abhandengekommen. [......] Sprache ist Ausfluss von Denken und Bewusstsein. Ändert man die Sprache, ändert man auch die Grundlagen, die zu einer bestimmten Sprache führen. [.....]


    Manche Debatten tragen totalitäre Züge
    [.....] Es ist hart, dass manche unserer Debatten mittlerweile totalitäre Züge tragen. Sprache zementiert Herrschaft und versucht, ihre Strukturen zu legitimieren. Die Deutungskämpfe, die heute geführt werden, sind Machtkämpfe mit dem Ziel, einer bestimmten Sichtweise, der eigenen, eine ausschließliche Vorherrschaft zu verschaffen.


    Deshalb blicken unsere Debatten auch grundsätzlich nicht nach vorne, in die Zukunft.
    Die Diskussion beispielsweise, die uns die Pegidas aufgenötigt haben, was denn nun genau das Abendland sei, ist eine vollständig in die Vergangenheit gedrehte, die uns von der wichtigen Frage, wie die Zukunft Deutschlands in Europa aussehen soll, völlig ablenkt.


    Oder der Islam-Diskurs: Es ist vollkommen klar, dass der Islam mit der Geschichte Deutschlands nicht sehr viel zu tun hat, wohl aber in der Gegenwart eine Rolle spielt – und diese Rolle auch spielen darf und soll. Die Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff war daher vollkommen richtig, dass der Islam „inzwischen“, wie er sagte, zu Deutschland gehöre. Über die Vergangenheit wird keine Aussage getroffen, sondern es wird in die Zukunft geblickt.


    Konsensbildung wurde verlernt
    Die Vergangenheit ist gewesen, aus ihr kann man Schlüsse ziehen und lernen.
    Man kann nicht durch eine Umschreibung der Geschichte den eigenen Ideen in der Gegenwart zu einem Siegeszug verhelfen. Weil das nicht funktioniert, haben eben so viele Debatten heute mit der Gegenwart der Menschen nichts zu tun. Menschen glauben, diese Debatten werden, weil sie ja für sie keine echten Debatten sind, von „oben“ aufgenötigt und politisch gesteuert.


    Unseren Debatten fehlt der Wille zum Gestalten, der Wille zur positiven Veränderung – ihnen geht es nicht um die Welt, wie sie ist, sondern so, wie sie sein sollte. Der Tugendterror hat in den vergangenen Jahren zugelegt, sein Sprachrohr sind verschiedene Interessengruppen, die sich berufen fühlen, aus der Sicherheit ihren jeweiligen Teilwirklichkeiten Maximalforderungen an die Gesamtheit zu stellen. Konsensbildung wurde hier vollkommen verlernt."



    Autor
    Alexander Görlach
    Der promovierte Theologe und promovierte Linguist (Jahrgang 1976) ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von „The European“. Görlach war zuvor für das ZDF, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die „Süddeutsche Zeitung“ und „Die Welt“ tätig. Görlach war auch der Online-Ressortleiter des Politikmagazins „Cicero“. Er ist als Experte regelmäßig bei N24 zu sehen. Görlach hat diverse Lehraufträge u.a. an der Harvard University und der Freien Universität Berlin.

    • "Ich duz Dich jetzt einfach mal."
    • "Unsere Werte werden hier mit Füßen getreten!"
    • "Es mag vielleicht zynisch klingen, aber…"
    • "Stück mal ein Rück!"
    • "Vielleicht sollten wir uns da auch mal an die eigene Nase packen."
    • "Dazu fällt mir ein Witz ein: (…)"
    • "Momentan fehlt uns einfach eine Partei wie die ... ."
    • "Das kann man aber auch ganz leicht selber machen!"
    • "Tschau, tschau!"
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