Medien - die Vierte Gewalt

  • Die Menschen werden aber doch auch klüger. Sie enttrotteln sich mit jeder Generation. Es gibt doch Hoffnung :D


    Naja, vielleicht ist der Zeitpunkt wirklich noch nicht gekommen. Ich werde trotzdem weiter daran arbeiten. Wenigstens mit den Leuten reden und ihnen Fragen stellen. Man muss ja erst kleinere Brötchen backen. :)


    Für mein eigenes Leben mag das vielleicht nicht mehr so wichtig sein, aber für meine Erben und die Erben meiner Erben will ich dann doch ein wenig Nachhaltigkeit schaffen. Wenigstens versuchen.

  • Das Versagen der Medien anlässlich der tödlichen Angriffe auf Demonstranten in Odessa beklagt dieser Bericht:


    Zitat

    Richard Zietz
    04.05.2014 | 20:04 /24

    Der Medien-GAU von Odessa
    Ukraine-Konflikt
    Stell dir vor, 40 Menschen werden abgefackelt und die freie Presse sieht weg. Wie das geht, haben die deutschen Medien am Wochenende vorgeführt. Der Bericht zum Info-GAU.

  • Sehr schön aufgeführt, wie die Propagandamaschine in den letzten Tagen geschmiert wurde. Die Kolumnen im Freitag sind die einzigen, die man regelmäßig in einem deutschen Leitmedium noch lesen kann. Wenn die Seite dazu noch tagesaktuellere Berichterstattung hätte, wäre sie auf jeden Fall mein neues Lieblingsnachrichtenmagazin.


    Ansonsten kann ich auch, wie der Artikel bereits andeutet, weiterhin Telepolis empfehlen. Die haben als einzige eine neutrale, ausführliche Berichterstattung zu den Ereignissen. Soweit das einzige Magazin in Deutschland was wirklich um Aufklärung des Odessa-Progroms bemüht ist.


    Das Schweigen der Leitmedien zu diesem Ereignis ist hingegen beste Propaganda wie zu Goebbels-Zeiten.

  • Mir geht die "vierte Gewalt" grad mal wieder gewaltig auf den Keks :thumbdown:


    Da werden im Minutentakt Meldungen rausgehauen, die kein Mensch braucht. Die vermitteln nicht mal Wissen, geschweige denn Verständnis.


    Zum Grubenunglück in Somi faseln "Experten" von Steinkohleabbau in 2000m Tiefe, hää?? SolcheTiefen gibt es nur in Südafrika. Bei 1000m war auch im Ruhrgebiet Schluss. Da ging/geht es um Steinkohle.


    In Somi wird Braunkohle abgebaut. Ein Blick in den Atlas genügt, um das zu erkennen. Da Braunkohle, die leichter entflammbar ist, meistens im Tagebau gefödert wird -in Deutschland auch, können vergleichbare Szenarien wie in Somi bei uns nicht entstehen. Diese Feststellung ist zwar richtig, tut aber rein gar nichts zur Sache.


    Man mag solche Kritik für nebensächlich halten, weil es bei dem Grubenunglück um viele Menschenleben geht, das nach der euphemistisch-abgehobenen Bewertung durch Erdogan -sinngemäß: Wo gehobelt wird, fallen Späne! jetzt politische Dimensionen annimmt.


    Der schludrige Umgang mit leicht überprüfbaren Fakten -um Meinung geht es da nicht- fällt besonders dann auf, wenn man diese Fakten zufällig kennt. Da frag ich mich inzwischen nicht mehr, was mir alles "blüht", wenn ich vom Thema keine Ahnung habe.






  • "Lügenpresse", "LeiDmedien", "Systempresse" - die Liste der zornigen Beschimpfungen ließe sich fortsetzen.
    Dabei bezieht sich die Kritik an den meinungsbildenden Medien nicht allein darauf, was wie ge- und beschrieben wird. Als ebenso fragwürdig wird bemängelt, dass uns viele relevante Meldungen erst gar NICHT erreichen. (Siehe auch Beitrag #92)
    Mit dieser Vernachlässigung befasst sich schon seit langem die 'Initiative Nachrichtenaufklärung' (INA) und gibt jedes Jahr ein Ranking der nicht beachteten Themen heraus.




  • Wie geht's euch damit, wenn ihr die ZeitungsSchlagzeilen, Kommentare von TV-Moderatoren oder Redebeiträge der als 'fachlich versiert' angekündigten Diskutanten bei Talkshows mitbekommt? Mir wird inzwischen schlecht, und ich frage mich, wann Journalisten sich (wieder) ihrer eigentlichen Aufgaben besinnen und aufhören zu pöbeln, zu diskreditieren, sich vor den Karren allzu offenkundiger politischer Interessen und Manöver spannen zu lassen.
    Mir erscheint es zunehmend widerlich, wie deutschtümelnd selbstgerechte Arroganz - fern sachlicher Grundlage oder fachlicher Kenntnis - sich
    immer aggressiver daran macht, Emotionen hochzukochen und Feindbilder zu bedienen - oder auch, sie erst zu erschaffen.


    Nur noch gelegentlich findet man Artikel wie diesen - und ist dankbar ...



    (Spon)


    Farbliche Hervorhebung von agrippinensis

  • Das ist alles soooo bescheuert, dass ich mich ausklinken möchte ... aber ich häng ja mittendrin, so oder so!


    Und ich möchte den europäischen Gedanken, der grad grausam verwurstet wird, absolut nicht aufgeben!


    Anstatt sich an die gemeinsamen Wurzeln und Solidarität zu erinnern, beginnt wieder die nationale Kleinstaaterei, mannomann!


    Geschichte im Rückwärtsgang :thumbdown:

  • Ausklinken aus dieser vermaledeiten Berichterstattung? Das wäre schön.
    Nur, wie kommt mensch an weniger manipulative Informationsquellen, ohne einen enormen RechercheAufwand zu betreiben?


    Glücklicherweise stößt die unsägliche Hetzerei der Springer und Burda Meinungsbildner ('seriöse' Leitmedien nicht ausgenommen) innerhalb der journalistischen Zunft auf Widerstand. Die Kritik ist deutlich ... ob's denn nützt??




    07.07.2015
    Bild dir unsere Meinung
    Die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung zur Griechenlandkrise befeuert die Spaltung Europas und offenbart nationalistische Tendenzen. Das steht im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen. Ein offener Brief.



    © Adam Berry/Getty Images


    Unser dieswöchiger Kolumnenbeitrag hat eine andere Form. Es ist ein Brief an die Chefredaktion der Bild-Zeitung über die Griechenland-Berichterstattung.


    Sehr geehrter Herr Diekmann, sehr geehrte Bild Redaktion,
    die Situation in Griechenland ist dieser Tage das große Thema – in Deutschland und ganz Europa. Besonders nach dem klaren Votum der griechischen Bevölkerung am vergangenen Sonntag gegen das Angebot der Institutionen, wird deutlich: Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten blicken gewaltigen Herausforderungen ins Auge. Nichts scheint mehr so, wie es war. Die Situation verlangt, das steht außer Frage, allen Beteiligten, seien es Regierungen, Medien, Unternehmen, oder Bürgerinnen und Bürger einiges ab. Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Angst sind häufige Gefühle vieler Menschen auf unserem Kontinenten, von Lissabon bis Athen, von Stockholm bis Valleta.


    In dieser Zeit der Unsicherheit fällt den Medien, und damit auch Ihnen als auflagenstärkste Zeitung Europas, eine ganz besondere und verantwortungsvolle Rolle zu. Die Medien haben entscheidenden Einfluss auf die öffentliche und politische Meinungsbildung. Im besten Fall geben sie den Menschen Orientierung in einem Meer verschiedenster, oft widersprüchlicher Informationen und helfen so den Überblick zu bewahren, sich eine eigene Meinung zu bilden und daraus auch Hoffnung zu schöpfen.
    Leider zeigt sich, dass Sie sich, liebe Bild Chefredaktion, hingegen entschieden haben, einen anderen Weg zu gehen.


    The European / Weiterlesen :thumbup:



    und



    Griechenland und die „Qualitätsmedien“

    • "Gianis Varoufakis verdiente sich als Finanzminister eine goldene Nase
      Varoufakis ist raus: In einem persönlichen Gespräch hat Alexis Tsipras den Wirtschaftsökonom aus seiner Regierung geworfen. Trotzdem hat sich Varoufakis‘ kurze politische Karriere für ihn finanziell ganz sicher gelohnt.
      160 Tage war Varoufakis im Amt. Und die haben sich für ihn gelohnt – monetär zumindest. Die monatliche Entschädigung für griechische Abgeordnete beträgt laut dem griechischen Parlament monatlich 5705 Euro. Einen Großteil davon geben die Syriza-Abgeordneten an ihre Partei ab. Schätzungsweise hat Varoufakis innerhalb der vergangenen 22 Wochen über 31.000 Euro aus der Abgeordneten-Entschädigung verdient. Zudem erhielt der Finanzökonom einen Zuschlag von knapp 1780 Euro pro Monat für sein Athener Büro." - Zitat aus: Focus
    • Anmerkung JK: Wer gerade für die NachDenkSeiten, die Berichterstattung der „Qualitätsmedien“ kritisch verfolgt sollte in Sachen Griechenland einiges gewöhnt sein, aber es gibt immer noch Möglichkeiten, das bereits abgrundtiefe Niveau des deutschen „Qualitätsjournalismus“ zu unterbieten. Bei oben genanntem Artikel fallen einem leider nur noch Vergleiche mit Druckerzeugnissen aus Deutschlands dunkelster Epoche ein.


      Wie gerade der Focus aus dem Hause Burda durch extrem schrille Töne zu Griechenland auffiel und auffällt. Man darf davon ausgehen, dass die Redaktionslinie sicher nicht konträr zur Meinung Hubert Burdas, des Besitzer des Verlags- und Medienkonzerns gleichen Namens, sein wird. Nur am Rande sei erwähnt, dass laut Forbes-Liste 2014 Hubert Burdas Vermögen auf ca. 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt wird.
      Im Übrigen, die Abgeordnetenentschädigung des Bundestages beträgt seit dem 1. Januar 2015 9.082 €. Nun darf jeder selbst entscheiden ob sich Gianis Varoufakis eine „goldene Nase“ verdient hat.

    • Ergänzende Anmerkung RS: Zur “Goldene Nase“, die sich Varoufakis verdient haben soll:5705 Euro im Monatfür einen Bundesminister? Das sind 31.000 Euro in einem halben Jahr! Wahnsinn!!!
      Da werden sich wohl die für ihre Bescheidenheit und Enthaltsamkeit bekannten Bundestagsabgeordneten wie ehemals Peer Steinbrück fragen, weshalb sie nicht auf die Idee gekommen sind, so unverschämt abzuzocken, wie Varoufakis. Mann, das sind jährlich 68.460 Euro, fast so viel, wie ein Computer Techniker im Außendienst!!! Wenn das keine Goldene Nase ist? Und dann hat er auch noch seine Bürokosten und seine dienstliche Telefongespräche erstattet bekommen!!! Wo gibt’s denn so was, außer überall in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst?


      Da ist der Focus sogar unter dem eigenen Niveau – eigentlich fast unmöglich.

    (aus: NachDenkSeiten)



    mehr:


    " ..... Was bei dem Griechenland-Drama passierte, war das Gleiche wie zuvor bei dem Konflikt in der Ukraine, bei der Bombardierung Libyens, bei dem Einmarsch im Irak. Die Welt wird simpel aufgeteilt in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse. Und wenn das Böse erst einmal durch Leitmedien wie die Bildzeitung definiert ist, dann folgen die Medien diesen Mainstream, und dann ist es mit journalistischem Hopfen und Malz, mit Differenzierung und das Hören der anderen Seite, mit der kompetenten Behandlung von komplexen Problemen vorbei. Was dann folgt, ist die mediale Hetzjagd, bis das Opfer gestellt ist. Er ist unverkennbar, dieser Trend in deutschen Medien hin zur Personalisierung und Boulevardisierung.


    Beim Ukraine-Konflikt konnte man bereits mit Erschrecken feststellen, dass diese Personalisierung einen Grad erreicht hatte, der nur noch mit Dämonisierung zu beschreiben ist. Mit dem griechischen Finanzminister Varoufakis war ein ähnliches Opfer ausgemacht, wer das besagte heute-journal gesehen hatte, konnte glauben, der Mann würde innerhalb der nächsten 24 Stunden in das Irrenhaus eingewiesen.


    Unterstützt wird diese persönliche Denunziation in den Online-Auftritten der Medien durch die Auswahl entsprechender Fotos, die den Mann so unvorteilhaft wie nur möglich zeigen: mit rollenden Augen, mit Sturzhelm, ohne Sacco, in grotesken Verrenkungen. Für seinen Parteikollegen Tsipras fanden sich ähnliche Bilder: der Verschlagene, der Höhnische, der Verführer der Massen. Wie sehr sich diese Personalisierung in den Medien eingenistet hat, zeigt folgende Schlagzeile der "Süddeutschen" zur Griechenland-Krise, die man früher verbal jedem Volontär um die Ohren gehauen hätte: "Diesmal ist Berlin wirklich zornig." Mit individualpsychologischen Begriffen wie "Zorn" wird die politische Reaktion der Bundesregierung beschrieben – es ist unglaublich. Demnächst werden wir wohl lesen können, dass "Berlin" gerade wegen "Blähungen" keine Verhandlungen führen will.


    Ist das noch eine Frage des nicht vorhandenen Niveaus, so ist die fehlende Distanz der Medien zum Gegenstand ihrer Berichterstattung beunruhigend. Der Bürger respektive Rezipient sieht sich einem nahezu geschlossenen neoliberalen Block aus Politik und Medien gegenüber, wobei vor allem eines gilt: Es gibt keine Alternative.


    (aus: Telepolis) Weiterlesen :thumbup:




    Farbliche Hervorhebung durch agrippinensis


  • Im letzten Beitrag (s.o.) hatte ich neben anderen auch 'The European' zitiert. Wird wohl eine der letzten Gelegenheiten gewesen sein. Sowohl Online- als auch Printausgabe des Magazins werden geschlossen, die Mitarbeiter sind bereits gekündigt.


    Nicht, dass ich immer einverstanden oder gar zufrieden gewesen wäre. Oft haben die Ansichten der Autoren heftigen Widerspruch bei mir ausgelöst. Aber die Bemühungen des Magazins seinen Schwerpunkt auf den Diskurs zu legen, die politische Bandbreite der Diskutanten, die Bereitschaft der meisten AutorInnen, sich im Kommentarstrang ihren Kritikern zu stellen und mit ihnen zu debattieren, haben mich zur regelmäßigen Leserin werden lassen.
    Für The European ist/war nicht die Jagd nach neuesten Nachrichten -schon gar nicht Sensationsmeldungen- der Maßstab. Sondern die
    oft kontrovers diskutierte Durchdringung eines Themas.
    Eine Rarität im deutschen Medienwald. :thumbup:


    Noch im Dezember war -mit vollmundigen Versprechungen- ein neuer Geldgeber eingestiegen, vor ein paar Tagen wurde das Ende des "Debattenmagazins" bekannt.
    Es wird mir fehlen.



    (The European)

  • Déjà Vu nennt man das Gefühl, eine neue Situation schon einmal erlebt, aber nicht geträumt zu haben
    So ging es mir mit dem
    'Berlin Direkt'-Interview der ZDFJournalistin Bettina Schausten mit Sigmar Gabriel: Immer wieder dieselbe Frage, obwohl jedesmal ausführlich beantwortet - insgesamt 3 mal dieselbe Schleife. Und weil sie grad so gut im Schwung war, am Ende gleich noch ein viertes Mal.8|


    Und was erfährt der verblüffte TV-Zuschauer anschließend in den Medien an Schlagzeilen und Berichten zum Geschehen? "Sigmar Gabriel liefert sich Zoff mit ... ". Hihi, der böse Schlingel aus der SPD aber auch wieder! Offen gesagt, ich hab den Mann bewundert für seine Zurückhaltung. Die hatte Frau Schausten eigentlich nicht verdient. In der Schule hätte sie für ihr dilettantisches Frage-Mantra vermutlich ein rüderes Feedback erhalten.


    Mely Kiyak betrachtet das Ganze in der ZEIT. Und weil's so treffend ist, verfrachte ich ihre "Deutschstunde" in voller Länge hierher.


    ;(


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