Willi's Märchen-Soap



  • Hensel und Grätel (Sämtliche Namen und Gegebenheiten sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit der Realität wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt.) saßen in einem Personenzug, der sie zügig und pünktlich an ihr gewähltes Ziel, eine rheinische Großstadt, bringen sollte.


    Hensel räkelte sich in den bequemen Polstern, mit denen das von ihnen gewählte Zugabteil ausgestattet war. Irgendwie fühlte er sich wohl. Der Jahreszeit entsprechend war das Abteil angenehm temperiert. Aus den Lautsprechern, aus denen sonst zeitlich angepasst, vor jedem Haltebahnhof Ankunftszeit und Zielbahnhof von einer äußerst angenehmen Frauenstimme durchgesagt wurden, erklang jetzt in einer wohltuenden Lautstärke »Welch ein Zufall!« seine Lieblingsmelodie. »Wie sauber hier alles ist…« dachte er weiter, als er sich an seinem Aufenthaltsort prüfend umsah »…und alles so durchdacht organisiert«


    Die Scheiben waren sauber geputzt. Nirgendwo lag Müll herum. Die zahlreichen Zeitschriften lagen ordentlich aufgeschichtet in der dafür vorgesehenen Vorrichtung. Da es bereits dämmerte, schaltete sich gerade automatisch die Deckenleuchte ein und sorgte mit ihrem angenehmen Licht für eine gemütliche Atmosphäre. Ein Schild an der Wand gegenüber klärte Hensel darüber auf, dass das Deckenlicht mit dem unterhalb angebrachten Schalter stufenlos den individuell gewünschten Lichtverhältnissen angepasst werden könne. Eine ähnliche Regulierungsmöglichkeit gäbe es links daneben auch für die Lautsprecher, falls den Fahrgästen eine andere Lautstärke und ein anderer Klang angenehmer wären.


    Gedankenverloren blickte Hensel auf einen imaginären Punkt an der Wand gegenüber, eine handbreit oberhalb von Grätels Kopf. »Wenn ich mit dem Zug fahre und das kommt beileibe nicht selten vor, ist dieser immer pünktlich gewesen. Sowohl bei der Ankunft in unserem Startbahnhof als auch an den Zwischenstationen und am Zielbahnhof. Welch ausgefeilte Organisation muss dahinter stecken.« dachte er und verzog leicht das Gesicht. Anerkennend nickte er mit dem Kopf.


    „Woran denkst du gerade?“ riss ihn die Stimme von Grätel unsanft aus seinen Träumen. „Och, an nichts Besonderes“ entgegnete er, „Ich dachte nur gerade daran, wie angenehm es sich mit der Nationalbahn reisen lässt.“ Grätel schaute ihn vorwurfsvoll an „Du denkst an solche Selbstverständlichkeiten? Schließlich sind die Fahrkarten ja auch teuer genug gewesen, da kann man so etwas auch erwarten.“ Hensel schaute sie nur stumm an und vertiefte sich wieder in seine Tageszeitung, die noch aufgeschlagen auf seinem Schoß lag.


    »Der KStO-Sportteil ist immer wieder faszinierend zu lesen« ging es ihm durch den Kopf. Als er sich gerade mit der Tabelle befasste, um nachzusehen, welchen Tabellenplatz sein Lieblingsverein, der GC, diese Woche erklommen hatte, ließ sich Grätel erneut vernehmen. „Mir ist jetzt nach einer guten Tasse Kaffe!“ Ihre Stimme klang so, als wäre diese Feststellung gleichzeitig mit einer Aufforderung an Hensel verbunden, hier unverzüglich tätig zu werden. Hensel kannte seine Lebensabschnittsgefährtin gut genug und wusste, dass er nur dann wieder in Ruhe seiner ursprünglichen Tätigkeit nachgehen konnte, wenn er Grätels Wunsch nachkam. „Okay“ brummelte er „Ich besorg’ dir eine.“ Suchend ging sein Blick im Abteil umher. »Aha, da ist er ja, der Serviceknopf« Er beugte sich vor und visierte zielsicher die Signaleinrichtung mit dem ausgestreckten Zeigefinger an.


    ...

  • Sekundenbruchteile, bevor Hensel den Knopf getroffen hätte, ertönte aus dem Deckenlautsprecher (die Musik wurde automatisch leiser gestellt) eine Stimme:


    "Ich bin Marcia, Ihr ServiceDame. Bevor Sie jetzt eine Bestellung aufgeben, bitte ich Sie, unsere AGB, die Ihnen gleich auf dem Screen rechts von Ihnen angezeigt wird, durch einen leichten Fingerdruck auf den "OK-Button" zu akzeptieren."




    ...darf weiter gesponnen werden....bin zu müde heute




    PS: Willi, klasse Idee :D

  • "Lassen Sie sich nicht durch die 28 Seiten Text irritieren. Das sind alles nur Formalitäten. Sie können, aber Sie müssen es nicht lesen. Schließlich haben wir nur Ihr Bestes m Sinn. Ihre Bedenkezeit ist fast abgelaufen. Bitte drücken Sie jetzt den Button, sonst ..."

  • "...wird Ihr derzeitiger Status von Premium-Fahrgast auf Wochenend-Pendler gedowngradet. Dies hätte zur Folge, dass Ad-Ons wie "freie Wahl der Abteil-Temperatur" entfernt würden. Sie müssten dann mit den Standardeinstellungen (z. Zt. 37,6°C) vorlieb nehmen. Die Ihnen vorliegende Printausgabe des KSTO würde durch eine stark abgespeckte Online-Version ersetzt.


    Bitte treffen Sie Ihre Entscheidung in den nächsten 15 Sekunden.

  • Hensel brach unwillkürlich der Schweiß aus. Immer diese schnellen Entscheidungen und er hatte noch nicht einmal die Präambel gelesen, geschweige denn verstanden. Fluchend drückte er auf den OK-Button. Schließlich wollte er sich ja seinen Status als Premium-Kunde erhalten. 37,6°C, sind die von allen guten Geistern verlassen? Grätel würde ihm wieder auf ihre unnachahmliche Art die Hölle heiß machen. <<Scheiß Technik>> fuhr es ihm noch durch den Kopf, dann ließ er sich stöhnend wieder in die Polster fallen. Unsanft holte die Stimme von Marcia ihn in die Wirklichkeit zurück: ...

  • "Sie haben leider die vorgschriebene Zeitgrenze nicht eingehalten. Es werden Ihnen automatisch 1000 Punkte von Ihrem Payback-Kartenkonto abgezogen. Sie dürfen die Reise in der business class zwar beenden aber ihr Gepäck wird zur Sicherheit eingezogen."

  • ......naemlich als sie mit suesser Stimme verkuendete:


    Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehn
    und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben drehn.
    Da erscheint sofort ein Pfeil
    und da drücken sie dann drauf
    und schon geht die Tube auf.